J. F. Broxholme

The war queen

London : Frewin, 1967; London : Arrow, 1968

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Inhalt

Suetonius Paulinus, der Statthalter von Britannien, greift die Insel Mona, den letzten Rückzugspunkt der Druiden, an. Im erbitterten Kampf setzen die Legionare sich durch und töten alle Gegner. Ein Bote aus Camulodunum, der thrakische Auxiliarreiter Calla, schlägt sich durch feindliches Gelände, um Paulinus Nachricht vom Aufstand im Osten der Insel zu bringen. Dessen Vorgeschichte wird in einer Rückblende vorgestellt:

Prasutagus, der Clientelkönig der Iceni, stand lange in gutem Einvernehmen mit den Römern. Petillius Cerialis, der Legat der IX. Legion, besuchte ihn und seine Frau Boadicea des öfteren. Nach dem Tod des Prasutagus änderte sich jedoch die Lage: der römische Procurator konfiszierte sein gesamtes Reich und erpreßte von den Iceni Kreditrückzahlungen, die sie in große Not stürzten. Die Zustände wurden so anarchisch, daß eine Bande von marodierenden Legionaren die Königinwitwe Boadicea überfiel, sie prügelte, ihre beiden heranwachsenden Töchter vor ihren Augen vergewaltigte und dann mit sich nahm. Boadicea rief die Iceni und die benachbarten Trinovantes zum Kampf gegen die Römer auf; die Aufständischen machten sie zur Anführerin. In einem Hinterhalt vernichtete Boadicea die IX. Legion ihres einstigen Freundes Cerialis fast vollständig; lediglich der Legat mit der Reiterei entkam. Die Colonia Camulodunum erwartete mit Bangen das Nahen der Britannier, zumal sie vom Procurator aus Londinium lediglich 200 Soldaten gesandt bekam. Die Aufständischen stürmten Camulodunum, wo sich die Römer zunächst in den Tempel zurückziehen konnten. Sie wurden dort belagert, bis Boadiceas Töchter, die von den Römern als Geiseln verwendet wurden, sich vom Tempel in den Tod stürzten; daraufhin ließ Boadicea den Tempel stürmen und alle Römer grausam töten. (Nur Calla, der in einem Versteck verborgen war, konnte entkommen.)

Paullinus plant seine Gegenaktionen und beginnt einen Gewaltritt nach Londinium. Seine beiden Legionen (die XIV. und XX.) sollen nachkommen, ebenso wie die II. Augusta in Glevum, zu der sich die Kuriere nur knapp durchschlagen. Der Praefectus Castrorum aber, der in Abwesenheit des Legaten das Kommando führt, wagt es trotz des Marschbefehls des Statthalters nicht, die Legion aus ihrem Standquartier zu führen.

Boadicea gibt nach langer Trauer um ihre Töchter endlich den Befehl zum Aufbruch von Camulodunum. Als nächstes wird Verulamium angegriffen und vernichtet. Unterdessen ist Paullinus in Londinium eingetroffen. Er muß jedoch feststellen, daß die Stadt mit seinen Truppen nicht zu verteidigen ist und dem Feind preisgegeben werden muß. Am ausgemachten Treffpunkt mit seinen Legionen fehlt die II. Augusta, was die zahlenmäßige Überlegenheit der Britannier noch erhöht. Trotzdem sucht Paullinus nach einem geeigneten Platz für die große Entscheidungsschlacht und findet ihn schließlich.

Die Aufständischen erobern auch Londinium, töten alle zurückgebliebenen Einwohner und brennen die Stadt nieder. Dann endlich kann Boadicea ihre Scharen dem römischen Heer entgegenführen. Als sie auf Paullinus trifft, hebt sich ihre zwischenzeitlich gesunkene Zuversicht wieder, weil sie die kleine Zahl der Römer und deren vermeintlich ungünstige Position sieht. In der Schlacht jedoch bewährt sich die unbeugsame Disziplin der Legionare, die eine britannische Angriffswelle nach der anderen abschmettern und schließlich, als die Verluste der Gegenseite immer größer werden, sogar zum Angriff übergehen. Als Boadicea ihre Niederlage erkennen muß, bricht sie zusammen; ein Vertrauter flieht mit ihr auf ihrem Streitwagen. Wieder zur Besinnung gekommen, tötet sie sich; ihr Begleiter verscharrt sie in Eile.

Suetonius gewährt den Aufständischen keine Gnade. Er gibt seinen Truppen den Befehl, alle zu töten, und führt auch nach der Schlacht harte Strafaktionen durch. Der neue Procurator kann sich mit seinen besonneneren Ansichten nicht durchsetzen, doch erreichen er und Seneca, daß Nero aus Rom den Freigelassenen Polyclitus schickt, um die Zustände in Britannien zu überprüfen. Nach einer Anstandsfrist wird der als Kriegsheld angesehene Paullinus abberufen, aber seine Taten haben das Schicksal Britanniens für Jahrhunderte bestimmt.

Bewertung

Jedem Tacitusleser wird sofort auffallen, wie eng sich Broxholmes Darstellung an ann. 14.29-39 hält, nicht nur bei den Ereignissen selbst, sondern auch bei der Reihenfolge ihrer Schilderung (Paulinus in Mona - Ausbruch des Aufstandes bis Camulodunum - Paulinus Gegenaktionen - schließlich seine Abberufung). Nicht verwunderlich, daß es auch wörtliche Anklänge an Tacitus gibt, so schon im Anfang beim Sturm auf die Insel Mona. Trotzdem läßt sich das Buch nicht als reine Tacitus-Nacherzählung abtun. Die Passagen, in denen der Autor (die Autorin? Mir sind nur die Initialen bekannt) die Vorlage ausgestaltet und erweitert, sind teilweise recht passabel geraten, so neben der Stimmung in Londinium vor der Ankunft der Aufständischen vor allem die mehrfachen Gewaltritte durch feindliches Gelände. In diesen Passagen scheint Broxholme von den Romanen Rosemary Sutcliffs gelernt zu haben, deren Einfluß vor allem auch in der Schilderung des belagerten Tempels von Camulodunum vorliegen könnte (vergleiche die bestürmte Basilica von Calleva in The silver branch).

In der Charakterisierung der Personen verfährt Broxholme relativ konventionell. Boadicea als die treibenden Kraft des Aufstandes ist zunächst gut herausgearbeitet; später bleibt sie recht passiv und kann sich nur zeitweise noch zu den dringend nötigen Aktionen aufraffen. Paulinus, der die eigentliche Hauptfigur ist, wird als homo militaris geschildert, der mit den zivilen Aufgaben bei der Verwaltung einer Provinz wenig zu tun haben will und deshalb dem Procurator Decianus unheilvollerweise freie Hand gelassen hat. Dies stimmt mit der modernen Forschungsmeinung über Paulinus recht gut überein (die Gegenüberstellung zwischen militärischem Statthalter und zivilem Procurator als Agenten des Fiscus ist ein wenig plakativ, aber nicht völlig falsch). Bei den Gründen für die Rebellion übernimmt Broxholme übrigens die Angaben des Cassius Dio über ein finanzielles Engagement Senecas in Britannien (anders beim Tod Boudiccas, die laut Dio nicht verscharrt, sondern fürstlich bestattet wurde).

Die Zahl der Versehen und Fehler ist überraschend klein. Zu erwähnen ist: