Lindsey Davis

A dying light in Corduba

London : Century, 1996; Paperback London : Arrow, 1997

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Inhalt

1. Falco geht in Begleitung des kaiserlichen Sekretärs Claudius Laeta auf ein Bankett der "Vereinigung der Ölhändler der Baetica", der trotz ihres Namens kaum Händler aus der spanischen Provinz angehören. Er trifft dort einige alte Bekannte: den kaiserlichen Chefspion Anacrites, der ihn einst beseitigen wollte, und in dessen Begleitung Helenas Bruder Aelianus, der Falco nicht sehr wohlgesonnen ist. Nach dem Auftritt einer Tänzerin schwankt Falco ziemlich betrunken nach Hause, um dann festzustellen, daß er in seine alte Wohnung gegangen ist, während die im siebten Monat schwangere Helena in der neuen auf ihn gewartet hat.

Überraschend erscheint Laeta und teilt mit, daß man in der Nacht Anacrites schwer verletzt gefunden hat. Falco bringt den bewußtlosen Spion vorerst bei seiner Mutter unter, um ihn vor weiteren Anschlägen zu schützen. Sein Freund Petro weiß von einem Toten, den man ebenfalls mit eingeschlagenem Schädel gefunden hat. Er stellt sich als Valentinus heraus, ein "informer" wie Falco, der auch auf dem Bankett war, offensichtlich im Auftrag von Anacrites. Falco versucht, sich im Palast nach dessen aktuellen Ermittlungen zu erkundigen, ohne viel Erfolg.

Immerhin findet er heraus, daß auf dem Bankett nicht die sonst übliche Tänzerin aufgetreten ist, sondern eine Unbekannte, die wohl in die Anschläge auf Anacrites und Valentinus verwickelt ist. Falco besucht den Senator Quinctius Attractus, eine führende Person unter den "Ölhändlern", der sich aber sehr verschlossen zeigt. Er hat einige Leute auf das Fest mitgebracht, die tatsächlich aus der Baetica kommen, aber bereits wieder abgereist sind.

Am Abend essen Falco und Helena bei ihren Eltern. Aelianus, der gerade aus der Baetica zurückgekommen ist, berichtet, daß er einen Brief für Anacrites mitgebracht hat, in dem es um Betrügereien beim Ölhandel geht. Falco sieht ein, daß er in die Provinz reisen muß, möchte Helena angesichts der bevorstehenden Geburt aber nicht zurücklassen; doch sie ist bereit, mit ihm zu kommen.

2. Falco und Helena sind in Malaca gelandet und reisen von dort mit einem Mietwagen landeinwärts zu einem Landgut, das Helenas Vater gehört, der es an einen Marius Optatus verpachtet hat. Optatus hat sein früheres Pachtland verloren, als er darauf aufmerksam machte, daß man Helenas Vater zu betrügen versuchte; sein früherer Verpächter war kein anderer als der Senator Attractus. Von Optatus erfährt Falco weitere Einzelheiten über die Verbindungen unter den Baeticern, die er in Rom getroffen hat.

In Corduba sucht Falco den Proconsul der Provinz auf, der ihn als kaiserlichen Agenten empfängt. Die Untersuchungen über das Ölkartell hat auf Anacrites' Anfrage der bisherige Quaestor Cornelius durchgeführt, dessen Nachfolger Quinctius Quadratus ist, der Sohn des Attractus; der an Anacrites gesandte Bericht ist verschwunden.

Beim Fest der Parilia sieht Falco Annaeus Maximus, einen der reichen Olivenölproduzenten, und beschließt, ihn zu befragen. Er sucht ihn in seiner Villa auf, kann aber nichts erfahren. Auf dem Rückweg durch die Nacht schleudert jemand einen Stein auf Falco. Er erkennt jetzt in einer vorgeblichen Schäferin bei der Feier die Tänzerin aus Rom wieder und kehrt zum Haus des Annaeus zurück, wo aber niemand Näheres über die Frau weiß, deren Name Selia sein soll.

Am nächsten Tag kehrt Falco auf das Gut von Optatus zurück. Helena hat unterdessen das Anwesen des Licinius Rufus besucht, der ebenfalls einer der Rom-Besucher war. Seine Enkelin Claudia Rufina soll angeblich Quinctius Quadratus heiraten, und bei ihr war auch ihre Freundin Annaea Aelia, die Tochter des Maximus. Falco reitet am nächsten Morgen selbst zu Rufus, der gerade dabei ist, sein Gutshaus zu vergrößern und auszuschmücken. Er bestreitet, daß es ein Kartell der Ölhändler gibt.

Falco versucht, in Corduba den Schiffer Cyzacus zu sprechen, der ebenfalls in Rom war, trifft ihn aber nicht an. Weil die Geburt, die ihn doch ziemlich beunruhigt, immer näher rückt, spricht er mit einer Hebamme. Falco und Helena erhalten einen Gegenbesuch von Annaea und Rufina, die ebenso wie ihre Brüder mit Quinctius Quadratus befreundet sind (der aber wohl nicht die Absicht hat, Rufina zu heiraten); auch Optatus gehört in gewissem Sinne in ihren Kreis.

Noch einmal sucht Falco Cyzacus auf. Er trifft nicht ihn selbst, aber seinen dichterisch veranlagten Sohn und den adoptierten Ex-Gladiator Gorax; Cyzacus ist im Hauptquartier der Schiffergilde in Hispalis. Mit dem größten Teil der Jeunesse dorée von Corduba geht Falco auf die Party, die Annaeus' drei Söhne in seiner Abwesenheit geben. Er trifft dort Quinctius Quadratus, der sich, wie nicht anders zu erwarten, bezüglich des Kartells bedeckt hält. Gerade rechtzeitig verläßt Falco die Party, bevor Annaeus zurückkehrt und dem lockeren Treiben seiner Söhne ein Ende setzt. Später berichtet Optatus, daß auf der Feier auch eine Tänzerin war, aber nicht die gesuchte Selia.

Falco beschließt, nach Hispalis zu reisen, und holt sich einen Paß im Palast des Proconsuls. Dabei erfährt er, daß Anacrites den Besuch eines weiblichen Agenten angekündigt hat, und fragt sich, ob die Frau tatsächlich gekommen ist - vielleicht ist sie sogar Selia?

3. Nach drei Tagen erreicht Falco Hispalis und macht sich auf die Suche nach Cyzacus und Norbanus. Erst nach einigen Umwegen findet er die beiden beim gemeinsamen Geschäftsessen. Natürlich leugnen die beiden, in ein Kartell verwickelt zu sein, und von den Anschlägen in Rom wissen sie angeblich auch nichts. Einiges mehr erfährt Falco vom Procurator Placidus, der Anacrites' Untersuchung überhaupt in Gang gesetzt hat. Er berichtet, daß der Quaestor Cornelius, der in Rom Bericht erstatten sollte, von Attractus mit dem Angebot einer Reise nach Griechenland aus dem Weg geräumt wurde. Anders als Aelianus berichtet hat, wurde in dem verschwundenen Bericht darauf hingewiesen, daß das Kartell wegen der Verwicklung hochgestellter Persönlichkeiten nur schwer zu kontrollieren sein werde.

Mit Placidus sucht Falco das Haus auf, in dem nach Angabe von Cyzacus und Norbanus die Tänzerin Selia wohnen soll. Sie ist angeblich nicht dort, aber nach einigem Warten erkennt Falco sie trotz Verkleidung und beschließt, sie in ihrer Wohnung zu überraschen. Selia, die gerade dabei ist, sich einzuölen, setzt sich verbissen zur Wehr. Als Falco zwischenzeitlich die Oberhand gewonnen hat, behauptet sie, ebenfalls im Auftrag von Laeta zu handeln. Falco kann dies nicht ganz glauben, hat aber keine Möglichkeit, sie weiter zu befragen, weil sie von ihren beiden "Musikern" Unterstützung erhält, die Falco schließlich mit Hilfe von Placidus festnehmen kann, während Selia entkommt.

Der nachdenkliche Falco kehrt nach Corduba zurück, wo er mit der Nachricht von einem schrecklichen Unfall empfangen wird. Er betrifft aber nicht Helena, sondern Rufius Constans, der in einer Ölpresse zu Tode kam, offensichtlich ohne fremde Einwirkung. Quadratus ist vom Pferd gestürzt und zur Zeit Hausgast bei Optatus. (Falco vermutet, daß er ihn und Helena belauscht hat, als sie sich über die Ereignisse unterhielten.) Außerdem hat eine weitere Frau nach Falco gefragt.

Claudia Rufina kommt zu Besuch und berichtet, daß sie den Tod ihres Bruders für Mord hält; Falco soll ihn untersuchen. Zusammen mit Quadratus fahren alle zum Gut der Rufii und halten unterwegs am Ort des Geschehens. Von Optatus beraten, erkennt Falco, daß zumindest eine Person Constans dabei geholfen haben muß, den Mühlstein der Ölpresse einzusetzen. Sie fahren zum Gutshaus, wo Falco mit Licinius Rufius spricht und ihn warnt, daß vielleicht auch seine Enkeltochter in Gefahr ist. Der alte Mann berichtet, daß es bei dem angeblichen Kartell eher um eine Abwehr gegen die staatliche Übernahme der Ölproduktion geht. Constans hat auf Quadratus' Bitte die Tänzerin Selia für das Fest in Rom engagiert und dies kürzlich dem Proconsul erzählt.

Helena plant, Claudia Rufina, jetzt Alleinerbin mit euergetischen Ambitionen, mit ihrem Bruder Aelianus zu verheiraten. Von seinem Mietwagenfahrer Marmarides erfährt Falco, daß in den letzten Tagen jemand mit dem Wagen zum Gut der Rufii gefahren ist - der zur Zeit nicht reitfähige Quadratus, der also doch an Constans' Tod beteiligt sein könnte? Bei den Begräbnisfeierlichkeiten wird Falco zu Helena gerufen, doch es waren noch keine Wehen. Claudia berichtet, daß ihr Bruder ihr anvertraut hat, wie er in Rom zusammen mit Quadratus an den Mordanschlägen beteiligt war. Falco will Quadratus zur Rede stellen, doch der Quaestor ist abgereist; dafür hat jemand eine Botschaft für Falco hinterlassen: die Leiche Selias.

Falco möchte Quadratus in die Minen nachreisen, doch will er Helena nicht mehr alleinlassen; Annaea Aelia schlägt vor, daß Helena mit ihr und Claudia langsam an die Küste reist, während Falco sich um Quadratus kümmert und dann nachkommt. Er findet in einem großen Bergwerk schließlich eine Spur des Quaestors, der nach Castulo gereist sein soll. Ein Minenaufseher, der ihn aus seiner verdeckten Mission in Britannien erkennt, will Falco Übles, doch kann er sich mit Hilfe einer Frau wehren.

Diese ist niemand anders als Perella, die eigentlich bei der Feier in Rom tanzen sollte. Sie stellt sich als Anacrites' Spionin heraus, die zusammen mit Valentinus dem Ölkartell nachspüren sollte. Sie ist nach Spanien gereist, um den Mord an Selia zu rächen und das Kartell für Anacrites aufzudecken, den Laeta beseitigen möchte. Laeta will aus der Sache für sich und Vespasian Vorteil ziehen. Als sie sich trennen, schickt Falco Perella in die falsche Richtung und reitet nach Castulo, wo er Quadratus in einem Bergwerk zur Rede stellt. Der Quaestor streitet ab und stürzt auf einer Leiter zu Tode.

Falco eilt Helena nach und findet sie in Barcino in den Wehen. Bei der Geburt gibt es Komplikationen, die Falco mit Olivenöl beheben kann. Das Kind ist ein Mädchen, wie er Petronius nach Rom schreibt.

Bewertung

Auch das achte Falco-Abenteuer kann als durchaus gelungen gelten, obwohl die Handlung sich zeitweilig ein wenig hinschleppt. Die Rolle Helenas bleibt diesmal recht blaß, angesichts ihres Zustands vielleicht verständlich, aber daß sie überhaupt auf die Reise mitgegangen ist, fordert die Wahrscheinlichkeit doch ein wenig heraus.

Der Kriminalfall ist nicht übermäßig verwickelt, eigentlich sogar eher simpel zu nennen; Perellas Rolle ahnt auch ein nicht sehr aufmerksamer Leser schon recht früh.

Wie üblich bei den "Reiseabenteuern" Falcos ist eine etwas bessere historische Atmosphäre festzustellen als bei den Romanen, die in Rom spielen, trotz aller Versehen, die sich immer noch finden. Die provinziale Gesellschaft von Corduba kann als durchaus getroffen gelten, vor allem, wenn man bedenkt, daß unsere in erster Linie epigraphische Überlieferung doch recht geschönt ist.

Aber einiges andere paßt nicht: Laeta und Placidus sollen kaiserliche Freigelassene sein, die jetzt der "middle class" (Davis' Bezeichnung für den equester ordo) angehören; dies ist keinesfalls möglich, auch wenn später wieder von einem "freedman with equestrian status" als Procurator (366) die Rede ist. Ebenso ist "election to the Senate" (23 und öfter) mißverständlich, und die offenbar unvermeidliche Bezeichnung der Senatoren als "patrician order" (69) braucht nicht schon wieder kommentiert zu werden. Aber was soll ein "Censor's court" (25) sein?

Die Namensgebung erweckt mitunter Zweifel; falsch ist die Abkürzung "T." für Tiberius im Personenverzeichnis bei Quinctius Quadratus; der Vorname Gnaeus (bei Drusillus Placidus) wird nicht "Gn." sondern Cn. abgekürzt; Claudia Rufina soll die Schwester eines Rufius sein. Der Kaiser hieß nicht "Otto" (136, 137). "Montes Mariana" (auf der Karte im Vorsatz und 252) ist eine ungrammatische Form, "cursus honorem" (283) vielleicht nur Druckfehler.

Es gibt einige wenige anachronistische Ausdrücke, die teilweise nicht zu kritisieren sind (wie "siesta"); aber "gypsy" für spanische Tänzerinnen (20) oder "Campagna" (28) sind Mißgriffe.

Die Erwähnung, daß Italica einst die Heimat eines Kaisers sein werde (259), ist nach einer vergleichbaren Anspielung auf Traians Vater im 6. Band erst das zweite Indiz in der ganzen Serie, wann wir uns ihre Abfassung zu denken haben, nämlich zur Zeit Traians, wenn Falco schon ein alter Mann sein wird (es ist aber eher unwahrscheinlich, daß Lindsey Davis noch Romane für den ganzen Zeitraum schreiben wird).