Lindsey Davis

Time to depart

London : Century, 1995; Paperback London : Arrow, 1996

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Inhalt

Gerade aus dem Osten zurückgekehrt, begleitet Falco seinen alten Kameraden Petronius, als dieser in Portus einen berüchtigten Verbrecher in die Verbannung schickt. Es ist Petro gegen viel Widerstand gelungen, den Unterweltsboß Balbinus verurteilen zu lassen, und er will sichergehen, daß Balbinus tatsächlich unterwegs zu seinem Verbannungsort am Schwarzen Meer ist; heimlich begleitet ihn der Vigil Linus. Anschließend verschiffen Falco und Petro eine Ladung Glaswaren nach Rom, die Falco im Auftrag seines Vaters Geminus aus dem Osten mitgebracht hat (Falco läßt sie sich dabei fast von zwei Betrügern abnehmen).

Falco vermutet, daß Helena schwanger ist, und sie widerspricht auch nicht, als er dies äußert. Am nächsten Morgen gibt es im Emporium einen großen Aufruhr, weil Petros Leute alles abgeriegelt haben. Von Geminus erfährt Falco, daß es einen großen und offenbar gut geplanten Diebstahl gegeben hat; auch Falcos gerade angelandete Glas ist gestohlen worden. Petro soll sich im Palast für seine von vielen als zu scharf empfundenen Maßnahmen verantworten. Gemeinsam mit Falco überzeugt er Vespasian, daß mit weiteren Verbrechen dieser Art zu rechnen ist, und der Kaiser setzt eine Beratung über die Angelegenheit an, bei der Petro und Falco mit weiteren Maßnahmen betraut werden (sie können sich freilich nicht recht einigen, ob Falco Petro unterstellt ist oder auf eigene Faust arbeiten kann),

Falco möchte für Helena und ihren vermutlichen Nachwuchs eine größere Wohnung besorgen und findet eine gegenüber ihrem bisherigen Quartier, über der Werkstatt eines Korbflechters.

Am nächsten Morgen hat Falco eine Unterredung mit Petronius' Vorgesetztem, dem Praefecten Rubella, und sucht dann Balbinus' ehemaligen Handlanger Nonnius auf, der schwer krank ist und seinen Bandenchef an das Gesetz verraten hat. Er gibt aber an, nicht zu wissen, wer Balbinus' Stellung zu übernehmen versucht. Petro und Falco besuchen das Bordell, in dem sich ein Mordfall ereignet hat, der zu Balbinus' Überführung führte. Die Chefin, Lalage, erweist sich als ebenfalls wenig aussagefreudig.

Wegen des Bordellbesuchs bekommt Falco Ärger mit seiner Mutter und Petro mit seiner Frau. Helena ist verständnisvoller; sie leidet zum ersten Mal unter morgendlicher Übelkeit. Als seine Schwester Maia kommt, verzieht sich Falco in die neugemietete Wohnung, um dort aufzuräumen. Als er wieder nach Hause gehen will, findet er ein ausgesetztes Kind. Helena ist nicht gerade begeistert, als Falco es mitbringt.

Falco wird in den Palast gerufen. Titus hat einen schwierigen Auftrag für ihn: er soll herausfinden, welche Vigiles bestechlich sind. Falco darf niemanden ins Vertrauen ziehen, auch nicht Petro, dessen Freundschaft mit ihm dadurch gefährdet sein könnte.

Früh am nächsten Morgen wird Falco von Petro geweckt: am Viehmarkt hat man eine Leiche gefunden, einen grausam mißhandelten Mann, dessen Kopf in einem Topf steckt. Nach dessen Entfernung stellt sich heraus, daß es Nonnius ist, der in der Nacht gewaltsam aus seinem Haus entführt wurde. Offensichtlich sind die Kämpfe unter den präsumtiven Balbinus-Nachfolgern voll entbrannt.

Falco (der unterwegs Helenas Bruder Camillus Iustinus getroffen hat, der ihn zu Helenas bevorstehendem Geburtstag einlädt) kehrt nach Hause zurück, wo er erfährt, daß Tertulla, eine seiner Nichten, verschwunden ist. Mit Helena als vorgebliche Sekretärin sucht er Balbinus' Frau Flaccida auf, die sich nicht sehr kooperativ verhält. Ihre mit dem Ritter Florius verheiratete Tochter Milvia ist nach außen hin freundlicher, verrät aber ebenso wenig über die jetzigen Verhältnisse in Balbinus' Organisation. Doch sie schenkt Falco und Helena zum Abschied ein Glasgefäß, das aus der gestohlenen Ladung für Falcos Vater stammt. Falco bringt es zur Wache der Vigiles. Als er nach Hause zurückkehrt, werden Helena und Porcius, einer von Petros Leuten, von zwei Schlägern bedroht. Mit viel Mühe und der Hilfe von Falcos Verwandtschaft, die gerade erscheint, gelingt es, die beiden zu vertreiben, ohne Zweifel der "Müller" und der "kleine Ikarus", zwei von Balbinus' Schlägern. Falco hat sich beim Kampf die Schulter ausgerenkt und muß vom Truppenarzt Scythax behandelt werden.

Falcos Familie will, daß er eine Suche nach Tertulla organisiert. Von den Vigiles erfährt Falco auch, daß es in letzter Zeit mehrere Fälle gegeben hat, daß Kinder auf seltsame Weise verschwunden und wieder aufgetaucht sind; es könnte Erpressung im Spiel sein. Einer von Petros Leuten bringt die Nachricht von einem Überfall auf die Goldschmiede in den Saepta Iulia. Falco trifft dort seinen Vater und berichtet ihm, daß unter der gestohlenen Ladung auch ein kostbares Geburtstagsgeschenk für Helena war. Die Suche nach einem Ersatz in einem Trödelgeschäft nahe seiner Wohnung verläuft ergebnislos.

Am nächsten Morgen wird Alexander ermordet aufgefunden, Scythax' Bruder, der als Nonnius' Arzt diesem seine tödliche Krankheit eingeredet hat. Der Mord sorgt für sehr gedrückte Stimmung unter den Vigiles, zumal die Nachforschungen dieses Tages zu keinem Ergebnis führen.

Falco und Helena gehen zu ihren Eltern, um dort ihren Geburtstag zu feiern. Die Nachricht von Helenas Schwangerschaft ist nur einer der Punkte, der für eine etwas gespannte Atmosphäre sorgt; auch Helenas anderer Bruder Aelianus zeigt deutlich, daß er mit der Beziehung seiner Schwester zu Falco unzufrieden ist. Helenas Mutter findet heraus, daß das ausgesetzte Kind offensichtlich taub ist. Iustinus erscheint, verspätet und betrunken. Er war in den Saepta bei Falcos Vater und hat von dort Falcos Geschenk mitgebracht, ein altes und kostbares Diadem (Geminus hatte es vor dem Raub verkauft). Nach ihrer Rückkehr berichtet Helena, wie sie sich am Tag bei den Familien der zeitweilig verschwundenen Kinder erkundigt hat, aber auf eine Mauer des Schweigens gestoßen ist.

Am nächsten Morgen erfahren sie von Iustinus, daß während ihrer Feier ein Bote erschienen ist, von den Entführern Tertullas, der aber vom Hausverwalter weggeschickt wurde.

Einer von Petros Leuten hat von einem Sklavenjungen des toten Nonnius erfahren, wohin dieser vor seiner Ermordung verschleppt wurde: es war das Haus von Flaccida. Falco und Petro befragen Milvia wegen des Glases, ohne viel Erfolg. Als Falco nach Hause zurückkehrt, findet er dort seinen Schwager Baebius, einen Zöllner aus Ostia. Etwas umständlich berichtet er von einem grausigen Fund: in einem alten Wrack lag die verstümmelte Leiche eines Mannes - mit der Identifizierungsmarke eines Vigil und dem eingeritzten Namen Linus! Baebius und Falco informieren den Tribun Rubella, dann Petro, der von der Nachricht schwer getroffen ist, weil er sich die Schuld an Linus' Tod gibt. Falco muß ihn daran erinnern, daß Balbinus offensichtlich nie das Land verlassen hat - und einer von Petros Leuten muß ein Verräter sein. Als Falco dann auch noch zugibt, daß er im geheimen Auftrag die Vigiles ausspionieren soll, kündigt Petro ihm brüsk die Freundschaft auf.

Helena hat inzwischen eine Nachricht von Tertullas Entführern erhalten (sie fordern 1000 Sesterzen) und kümmert sich weiter um die Angelegenheit der verschwundenen Kinder. Falco sucht noch einmal das Bordell auf, um mit Lalage zu sprechen. Sie bestreitet, daß Balbinus mit ihr in Kontakt steht. Außerdem verrät sie, daß Nonnius wußte, daß er gar nicht krank war, und die Situation benutzte, um Balbinus zu beseitigen.

Während Petro das Haus von Flaccida durchsuchen läßt, geht Falco zu Rubella, der zwischen den beiden vermitteln soll. Dann macht er sich auf die Suche nach Florius, der zugibt, das Glasgefäß von seinem Schwiegervater bekommen zu haben, aber nach einem ganz regulären Kauf - von niemand anderem als von Falcos Vater!

Auf der Straße bemerkt Falco die beiden betrügerischen Bootsleute aus Ostia und folgt ihnen bis zu Lalages Puff. Er beschließt, das Bordell zu überwachen, braucht dazu aber Hilfe, die er von Petros Stellvertreter Martinus bekommt. Früh am nächsten Morgen legen die beiden sich auf die Lauer. Es hat den Anschein, daß Balbinus' Verbrechensimperium vom Bordell aus geleitet wird, vielleicht von Balbinus selbst. Falco und Martinus schicken einen Taschendieb, den sie zu dieser Aufgabe gepreßt haben, als Kundschafter in den Puff. Er berichtet von einer Ansammlung von Verbrechern.

Eine Razzia scheint angebracht, und Martinus sucht Rubella auf. Falco bleibt zurück und sieht, wie Helena und seine Schwester Maia das Bordell betreten. Er befürchtet eine Abtreibung, aber wie er bei ihrer Rückkehr erfährt, wollten sie vielmehr das Lösegeld für Tertulla bezahlen, die aber angeblich verschwunden ist.

Martinus berichtet, daß Rubella sich erst noch beraten muß und daß in der vorangehenden Nacht Petro im Wachthaus der Vigiles angegriffen wurde und vorerst von Dienst suspendiert ist. Martinus hat nur einige seiner Männer mitgebracht, zu wenig für eine Razzia, die aber doch nötig wird, als zwei korrupte Vigiles der Sechsten Cohorte erscheinen, die den Taschendieb bei sich haben. Falco muß befürchten, daß Balbinus bald über die Überwachung informiert ist. Er geht mit den Vigiles ins Bordell und beginnt eine Suche. Die beiden bestechlichen Vigiles überwältigen Falco und legen ihn in Ketten. Später bringen sie einen zweiten Gefangenen: Petronius.

Mit der Hilfe von Tertulla, die auf einmal erscheint, können die beiden entkommen. Während Petro Tertulla in Sicherheit bringt, bleibt Falco im Bordell und geht zu Lalage. Sie berichtet, daß Balbinus zeitweilig ihr Haus übernommen hat, bevor sie an einem Messerstich stirbt, den Balbinus ihr versetzt hat. Im Bordell brechen Kämpfe aus, und die mit Falco gekommenen Vigiles werden in die Enge getrieben, zumal eine Centurie der korrupten Sechsten Cohorte kommt. Gerade noch rechtzeitig bringt Petro seine Centurie heran, die sich mit ihren "Kameraden" ein Gefecht auf der Straße liefert. Dabei kommt auch der junge Porcius um, der Verräter, wie sich erwiesen hat.

Bei der Aufklärung der ganzen Angelegenheit stellt sich unter anderem heraus, daß einige von Lalages Prostituierten einen Entführungsring betrieben haben. Balbinus ist entkommen. Falco kann sich jetzt um die Vorbereitungen für die Hochzeit seines Vermieters Smaractus mit seiner Nachbarin Lenia kümmern.

Die Hochzeitsfeierlichkeiten verlaufen nicht immer so wie geplant. Zwischendurch brechen Falco und Petro in das Trödlergeschäft bei Falcos Wohnung ein, das als Versteck für Balbinus' Hehlergut diente. Balbinus selbst ist dort nicht zu finden. Als Braut und Bräutigam sich für die Hochzeitsnacht in eines von Smaractus' halbverfallenen Häusern zurückziehen, bricht dort Feuer aus. Zum Glück sind genug Vigiles anwesend, um sofort die Brandbekämpfung zu organisieren. Auf einmal wird bekannt, daß sich in einem der angeblich verlassenen oberen Stockwerke eine alte Frau aufhält. Falco eilt unter Lebensgefahr dorthin, und stellt fest, daß es der verkleidete Balbinus ist. Er tötet ihn und kann sich gerade noch in Sicherheit bringen.

Bewertung

Wie der dritte und der fünfte Band der Serie konzentriert sich auch dieser praktisch ausschließlich auf Rom. Der historische Hintergrund bleibt dabei wiederum ziemlich unklar; zwar erscheinen Vespasian und Titus, aber die Handlung könnte genauso gut (oder sogar noch besser) in moderner Zeit spielen. So sind die Vigiles mehr nach dem Vorbild einer modernen Polizeitruppe gestaltet als nach dem, was wir über sie wissen. In diesem Zusammenhang wirken die Ausführungen Petros über die Organisation der Sicherheitskräfte in Rom (S. 60-62) etwas gekünstelt; sie dienen zu offensichtlich nur der Information des Lesers, nicht der von Petros Gesprächspartner. Auch sonst ist wie schon in den bisherigen Romanen eine durchweg etwas zu moderne Atmosphäre festzustellen, zu der auch einige anachronistische Ausdrücke gehören. Bei den Realia wäre zu bemerken, daß das Pantheon in flavischer Zeit wahrscheinlich noch nicht die charakteristische Kuppelform hatte, die erst beim Neubau unter Hadrian entstand (S. 285-286); hier gibt es in der neuesten Forschung allerdings unterschiedliche Meinungen.[[1]]

Wenn so die Bewertung als historischer Roman eher bescheiden ausfällt, ist die Geschichte als Krimi doch ganz ordentlich gestaltet, wenn auch mitunter ein wenig vorhersehbar und vielleicht mit weniger Plotwendungen als in früheren Falco-Romanen. Die "geradzahligen" Bände der Reihe, die jeweils von Rom wegführen, sind zwar auch nicht unbedingt bessere Kriminalerzählungen, sie enthalten aber deutlich mehr historisches Kolorit.

Weitere Meinungen

Times literary supplement, 23 Juni 1995.

Anmerkung

[[1]] Für einen runden Grundriß schon des Agrippa-Baus tritt z. B. ein Edoardo Tortoricci, "L'attività edilizia di Agrippa a Roma", in: Il bimillenario di Agrippa (Genova, 1990), S. 28-42; vgl. dagegen zuletzt A. Ziolkowski, in: Lexicon topographicum urbis Romae, Bd. 4 (1999), S. 55.