Alfred Duggan

Founding fathers

London : Faber & Faber, 1959
London : Panther, 1967

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Inhalt

Die Geschichte Roms von der Gründung bis zum Beginn der Königsherrschaft des Numa Pompilius wird aus der Perspektive von vier verschiedenen Einwohnern der neuen Stadt erzählt. Dabei bleibt die Vorgeschichte (Numitor, Amulius, Rhea Silvia, die Wölfin) ausgespart, die Handlung setzt mit dem Brudermord ein.

Marcus, ein junger Anhänger des Remus, entscheidet sich, seine Gefolgschaft auf Romulus zu übertragen. Er wird der gens des Aemilius zugeteilt und erhält beim Raub der Sabinerinnen ein junges Mädchen zur Frau. In der folgenden Auseinandersetzung mit den Sabinern dient er als Hintermann in der Phalanx.

Überraschend kommt es auf Vermittlung der Sabinerinnen zu einem Friedensschluß, nach dem zahlreiche Sabiner nach Rom übersiedeln, darunter Publius Tatius, der von seinem Sippenoberhaupt Titus Tatius zu seiner Überraschung als einer der hundert sabinischen Senatoren nominiert wird. Das Zusammenleben der Latiner und Sabiner, zu denen noch weitere Flüchtlinge stoßen, verläuft nicht spannungslos. Einige Sabiner töten Gesandte aus Lavinium, woraufhin dessen Einwohner an Titus Tatius Rache nehmen und ihn beim Latinerfest ermorden.

Peperna, ein etruskischer Flüchtling aus einer Stadt im Norden Italiens, gelangt nach Rom und wird in die Leibgarde des Königs, die celeres, aufgenommen. Als Camerium sich nach einem verlorenen Krieg an Rom anschließt, läßt Peperna sich dort nieder und heiratet die Frau eines gefallenen Cameriners. Mit dem Aufgebot von Camerium nimmt er am Krieg gegen Veii teil und kämpft in der vordersten Schlachtreihe; als ein Gefecht verloren geht, bringt er die Überlebenden in Sicherheit und zum siegreichen Romulus, der ihn für seine Tapferkeit auszeichnet und zum Senator macht. Peperna läßt sich wieder in Rom nieder und wird wegen seines prächtigen Hauses auf dem Palatin Domitius genannt.

Einige Jahre später kommt Macro, ein Grieche aus Cumae, nach Rom, weil er eine Blutschuld auf sich lud, als er im Streit seinen Bruder erschlug. In Rom fühlt er sich aufgrund der besonderen Beziehung des Romulus zu den Göttern sicher vor der Verfolgung durch die Erinnyen. Macro wird Client des Domitius Peperna und unterstützt ihn bei den Machtkämpfen, die ausbrechen, weil die Herrschaft des Romulus sich dem Ende zuneigt. Bei einem Opfer auf dem Marsfeld verschwindet Romulus angeblich vor den Augen des gesamten Senates. Macro erkennt die Wahrheit: die Senatoren haben den König getötet und seine Leiche zerstückelt, um den Mord zu verschleiern.

Die Frage, wer neuer König werden soll, bleibt zwei Jahre lang ungeklärt, bis sich Latiner und Sabiner auf einen Kandidaten einigen: Numa Pompilius, der Schwiegersohn des Titus Tatius, der bisher nicht in Rom lebte. Nach einigem Zögern sagt er zu und tritt die Herrschaft an. Der Roman endet mit der Hochzeit von Macro und der Tochter des Domitius Peperna.

Bewertung

Die Tradition über die Gründung Roms und die Herrschaft seines ersten Königs wird recht konventionell nacherzählt, wie ein Vergleich z. B. mit der Darstellung bei Livius zeigt. Hervorzuheben ist aber die geschickte Perspektivenwahl: nacheinander werden dem Leser vier Personen vorgeführt, die verschiedener Herkunft sind und aus unterschiedlichen Gründen zu Römern werden. Dabei blickt man jeweils mit ihren Augen auf die Vorgänge; die sonst oft übliche »Vogelperspektive«, also in diesem Fall etwa eine Fixierung auf Romulus, wird vermieden. Auf diese Weise erlebt der Leser zweimal eine Hoplitenschlacht aus der Perspektive des Kämpfers in der Phalanx; alle anderen Ereignisse der Schlacht erfährt er erst hinterher.

Romulus wird insgesamt als durchaus komplexe Figur geschildert, bleibt aber dennoch etwas blaß. Zu den öfter wiederkehrenden Ideen gehört die Vorstellung von der prekären Lage des neugegründeten Rom: mehrmals scheint ein Aufgeben der Stadt unmittelbar vorherzustehen. Vom historischen Standpunkt zu kritisieren wären einige Einzelheiten wie der erwähnte Kampf in der Phalanx, den es im Italien des 8. Jahrhunderts v. Chr. nicht gab (der aber an sich sehr überzeugend geschildert ist), oder die Charakterisierung der Griechen (in Gestalt des Macro). Da die Gründungsgeschichte Roms aber ohnehin eher legendär als geschichtlich ist, läßt sich dies durchaus tolerieren.

Literatur

Edith Farr Ridington, Classical world 53 (1959/60), 90-91

Booklist 56 (1959), 183

Book Review Digest 1960, 384

Library Journal 84 (1959), 3644

New York Times Book Review 20. September 1959, 4