John Hersey

The conspiracy

New York : Knopf, 1972
dt. Übers.: Die Verschwörung der Dichter: Geheimberichte aus dem alten Rom. – Berlin : Aufbau-Taschenbuch-Verl., 1991

(Direkt zur Bewertung)

Inhalt

1. Buch

Tigellinus, einer der Kommandanten der Praetorianergarde, kommuniziert brieflich mit verschiedenen Untergebenen und Mitarbeitern. Es geht um eine mögliche Bedrohung des Kaisers Nero durch eine Gruppe von Dichtern, die sich kürzlich zu einem Gastmahl bei Piso zusammengefunden hat. Einer der prominentesten unter ihnen ist der junge Lucan, ein Neffe des ehemaligen Kaiserberaters Seneca, der beim Gastmahl eine offensichtlich auf Nero gemünzte Passage seines Epos "Pharsalia" vorträgt.

Außerdem bereitet Tigellinus auch ein großes Fest am kaiserlichen Hof vor, bei dem eine Vielzahl von exquisiten Schaustellungen geboten werden soll; auch die verdächtigen Dichter sind geladen. Die geheimnisvolle Epicharis, Bastardtochter eines Senators, Geliebte von Lucans Vater Mela und vielleicht auch von Lucan selbst, entzieht sich dagegen der Einladung. Tigellinus kümmert sich auch um für den Kaiser ungünstige Vorzeichen und eine eventuelle Säuberung der Praetorianer, von der sein Mitkommandant Rufus aber abrät. Der Geheimpolizeitribun Paenus stellt für Tigellinus ein Dossier über Lucan zusammen. aus dem hervorgeht, daß dieser ein sehr von sich eingenommener Mensch ist. Paenus läßt auch den Schriftwechsel Lucans mit Seneca überwachen. Tigellinus läßt den Informanten Curtius Marsus umbringen, als der ein doppeltes Spiel zu treiben droht.

2. Buch

Tigellinus' Plan, die Verdächtigen auf dem Fest dazu zu bringen, sich eine Blöße zu geben, ist gescheitert. Er läßt jetzt auch den künftigen Consul Vestinus bespitzeln. Seneca berichtet in einem (abgefangenen) Brief an Lucan von seiner Berührung mit der Macht. Nero plant einen literarischen Abend, zu dem nur die verdächtigen Dichter geladen sind. In einem Brief an Seneca berichtet Lucan von seinen Empfindungen beim Fest und daß er bespitzelt wird. Tigellinus läßt nach einem aus dem Fortuna-Heiligtum von Farentum gestohlenen Dolch suchen, an dem eine geheimnisvolle Prophezeihung hängt. Paenus gelingt es, den Briefwechsel Senecas mit Lucan vollständig abzufangen. Seneca berichtet darin von der Jugend Neros und seiner Wandlung zum Schlechteren, die er und Burrus nicht verhindern konnten. Paenus läßt weiterhin Piso überwachen, der sich auf seinen Landsitzen immer wieder mit einzelnen Personen zu Spaziergängen trifft, darunter dem Praetorianertribun Subrius Flavus, über den Tigellinus sofort weiteres Belastendes zu finden versucht, ohne seinem Kollegen Rufus den Grund preiszugeben. Paenus' Spitzel finden auch einen Brief der Epicharis an Lucan.

Weitere Briefe Senecas an Lucan schildern, wie Nero stets unter dem dominierendem Einfluß von Frauen stand, zuletzt dem der Poppaea. Seine Mutter Agrippina ließ er umbringen, ohne doch ihrer Macht zu entkommen. Tigellinus berichtet Paenus vom literarischen Abend, bei dem es zu keiner entscheidenden Entwicklung kam. Lucan schreibt über dasselbe Ereignis an Seneca und vermutet, er und seine Freunde sollten provoziert werden. Piso empfängt weiterhin Besucher zu Spaziergängen. Paenus fängt weitere Briefe von Seneca, Lucan und Epicharis ab, schließlich einen Brief, in dem Seneca seinem Neffen berichtet, wie ihm ein geheimnisvoller Besucher die Kaiserwürde angeboten hat.

3. Buch

Tigellinus veranlaßt Maßnahmen, um auf die neue Bedrohung zu reagieren. Er zwingt seinen Kollegen Rufus zu einer Überprüfung der Garde. Paenus legt seine Akte über Seneca vor, die bei Tigellinus auf Mißfallen stößt, weil sie Senecas Vorzüge übergeht und nur seine negativen Seiten aufzählt. Lucan klagt in einem Brief an Epicharis über Schreibhemmung, an der Nero schuld sei. Tigellinus plant das Wagenrennen am Ceres-Fest, das Nero besonders unterhalten soll. Epicharis berichtet Lucan, wie sie einen ausgesetzten Sklaven aufgenommen und gepflegt hat. Seneca beklagt sich über Lucans Schweigen und berichtet später von einem Besuch des Natalis. Tigellinus gibt Anweisung, Seneca heimlich zu vergiften. Paenus berichtet, wie Lucan sich in einer öffentlichen Latrine über Nero lustig gemacht hat. Seneca entdeckt, daß er vergiftet werden soll. Lucan setzt ein Spottgedicht auf Nero in Umlauf. Auf Tigellinus' Aufforderung macht Paenus Vorschläge, welche der an der Verschwörung beteiligten Personen vielleicht auspacken könnte. Lucan berichtet Epicharis von seinem wiedergefundenen Selbstvertrauen.

4. Buch

Volusius Proculus, ein Kapitän der misenischen Flotte, macht bei einem Verhör in Anwesenheit Neros die ersten Angaben über die Verschwörung: Epicharis habe ihn zu gewinnen versucht, von weiteren Beteiligten wisse er aber keine Namen. Tigellinus verhört Epicharis ebenfalls in Gegenwart des Kaisers. Sie leugnet alles ab und beschuldigt Proculus, die Sache erfunden zu haben. Das Verhör soll unter Folter nach dem Ceres-Fest fortgesetzt werden. Tigellinus sorgt für den Schutz Neros während des Rennens, für das alle Vorbereitungen abgeschlossen sind. In der Nacht zuvor erscheint Milichus, ein Freigelassener des Flavius Scaevinus, mit seiner Frau im Palast und erstattet Anzeige gegen seinen Patron, der ihm unter geheimnisvollen Andeutungen einen Dolch zum Schärfen gegeben habe. Die Spiele verlaufen wie geplant. Noch in der Nacht wird Epicharis gefoltert, doch sie schweigt unter den größten Qualen. Scaevinus wird in Gegenwart des Kaisers verhört. Er bestreitet die Aussage seines Freigelassenen und gibt an, daß Milichus den Dolch, der seit langem im Besitz seiner Familie sei, gestohlen habe. Die Frau des Milichus sagt aus, daß Scaevinus sich am Vortag lange mit Natalis unterhalten habe. Beide werden getrennt befragt, und ihre Angaben über den Inhalt des Gesprächs stimmen nicht überein. Epicharis nimmt sich das Leben, bevor sie erneut gefoltert werden kann. Lucan wird festgenommen; Piso ist vorerst nicht zu fassen.

Nach einem Gespräch mit Nero, Poppaea und Tigellinus bricht Lucan zusammen und gibt die Namen der Mitverschworenen, deren Verhaftung Tigellinus sofort befiehlt. Darunter sind auch zwei Offiziere der Praetorianer. Weil der Garde also nicht mehr zu trauen ist, läßt Tigellinus für die Verhaftungen Rekruten und Germanen einsetzen. Piso zeigt sich auf den Rostra des Forums. Während Tigellinus auf die Verhaftungen wartet, schreibt er ein grobes Protokoll über das Verhör des Lucan nieder. Der Dichter ließ sich vor allem von Poppaea so in die Enge treiben, daß er schließlich die Verschwörung gestand. Er gibt an, seine Mutter habe ihn dazu gezwungen. Nachdem er die Namen der Mitverschworenen genannt hat, berichtet er Einzelheiten über den am Ceres-Fest geplanten Anschlag, bei dem Scaevinus mit dem Dolch aus Farentum den ersten Streich führen wollte. Tigellinus ist besorgt über das Ausmaß der Verschwörung.

5. Buch

Piso wird festgenommen und bricht wie viele seiner Mitverschworenen zusammen. Nero weigert sich zunächst, auch gegen Seneca Maßnahmen einzuleiten, läßt dann aber doch zu, daß er über das Gespräch mit Natalis befragt wird. Paenus sucht Seneca im Landhaus eines Freundes auf. Der Philosoph bleibt so standhaft, daß Paenus ihn für nicht weiter beteiligt hält. Nero befiehlt Senecas Tod. Paenus gibt einen ausführlichen Bericht: Der Philosoph zeigt sich sehr gefaßt, auch als ihm die Anwesenheit Lucans in seiner Todesstunde verweigert wird. Senecas Frau Paulina will mit ihm sterben, was in letzter Minute ein kaiserlicher Befehl verhindert. Der sterbende Seneca diktiert noch einen Brief an Lucan über die Aufgaben eines Schriftstellers.

Die Verhöre gehen weiter, und auch der Praetorianerpraefect Rufus wird der Beteiligung beschuldigt (er war Senecas nächtlicher Besucher) und wie andere Offiziere hingerichtet. Lucan wird zum Tode verurteilt; Paenus gibt einen Bericht über sein Sterben, in dem Lucan sich wieder sehr gefaßt zeigt und Paenus vorwirft, daß die Verschwörung durch die Verdächtigungen und Bespitzelungen erst real geworden ist. Lucan stirbt, die Worte Catos aus seinem Epos zitierend und es zu Ende dichtend. Die Verschwörung ist erledigt; Dankesfeiern finden statt.

Bewertung

Anders als die meisten Romane über die Zeit Neros beschränkt sich dieser ausschließlich auf die sogenannte "Pisonische Verschwörung", mit einigen Seitenblicken auf Neros frühere Verbrechen wie die Ermordung seiner Mutter, während vor allem der Brand Roms und die Christenverfolgung überhaupt keine Rolle spielen; auch Petronius taucht nur am Rande auf. Hersey hält sich eng an die bekannten Quellen, vor allem natürlich Tacitus; einige kleinere Abweichungen entschuldigt er selbst im Nachwort. (Zu einigen Versehen siehe unten.)

Das ganze Geschehen ist zentriert um die Gestalt des Tigellinus, in Gestalt von Briefen und Berichten von und an ihn sowie beigefügten Dokumenten. Eine gewisse Ausnahme sind nur die Verhörprotokolle im 4. Buch, doch auch sie kann man sich als an Tigellinus gerichtet denken. Die typische Betriebsblindheit geheimdienstlicher Arbeit, die sich auch in neuerer Zeit (nicht nur in Dioktaturen) immer wieder zeigt, kommt dabei gut heraus, so daß es zum Schluß durchaus möglich erscheint, daß die ganze Verschwörung nur ein Konstrukt von Tigellinus und seinen Helfern ist, wie dies der sterbende Lucan angibt.

Zugleich werden mit der Gestalt Lucans auch die Probleme angerissen, die sich aus den Wechselwirkungen von Schriftstellern (Intellektuellen) und ihrer Umwelt ergeben, vor allem, wenn diese autoritär strukturiert ist. Hier verläßt der Roman den konkreten historischen Bezug und soll deshalb auch nicht im Einzelnen kritisiert werden.

Fehler und Versehen

Weitere Meinungen

Fred Mench, http://www.stockton.edu/~roman/fiction/hersey.htm:

"[...] In short, a good novel (in fact, a fairly fast read) and a faithful reflection of the sources, well worth reading or assigning to students who are studying the times of Nero."

Literatur

Booklist 68 (1972), 795

Book Review Digest 1972, 592

Fiction Catalog 9th, 245

Kirkus Reviews 39 (1971), 1274

Library Journal 97 (1972), 1034

New York Times Book Review 2. April 1972, 6