James Michener

The source

New York : Random House, 1965
London : Reprint Society, 1966

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Inhalt

Rahmenerzählung ("The Tell"): Ein Archäologenteam unter Leitung des Amerikaners John Cullinan beginnt mit der Ausgrabung des (fiktiven) Tells von Makor in Galiläa, zwischen Akko und dem See Genezareth gelegen. Am Ende der ersten Grabungssaison sind aus zwei Suchschnitten verschiedene Funde zum Vorschein gekommen, von denen jeder für eine Epoche der Besiedlung des Hügels steht. In fünfzehn Kapiteln wird anhand der Funde eine Episode aus der jeweiligen Zeit erzählt. Dabei zieht sich eine Familie durch alle Zeiten.

Die ersten Episoden schildern die späte Altsteinzeit mit der Herausbildung einer seßhaften Lebensweise (9834-9831 v.), die kanaanitische Kultur (2202-2201 v.), die Ankunft der nomadisierenden Hebräer (1419 v.), einen Tunnelbau zur Zeit König Davids (966-963 v.) und die Zerstörung der Stadt durch die Babylonier (606-605 v.)

In den chronologischen Bereich dieser Bibliographie gehören:

"Level X: In the Gymnasium" (167 v.):

Auf dem Hügel von Makor erhebt sich eine Stadt im Reich der Seleukiden, deren Mittelpunkt ein Gymnasion ist, in dem der Gouverneur Tarphon (der aus einer schon seit Jahrtausenden in Makor ansässigen Familie stammt) zugleich als Gymnasiarch fungiert. Es gibt noch eine jüdische Gemeinde in Makor, deren Anführer Jehubabel ist. König Antiochos Epiphanes erläßt von Jahr zu Jahr strengere Maßregeln gegen die Ausübung des jüdischen Glaubens, denen sich die Juden von Makor widerwillig fügen, weil Tarphon verspricht, die größten Härten abzumildern. Jehubabels Sohn Benjamin, von den Griechen Menelaus genannt, trainiert im Gymnasion und gilt als aussichtsreicher Bewerber für den Sieg im Ringkampf bei den Wettkämpfen in Antiocheia. Trotz königlichen Verbots führt Jehubabel weiterhin Beschneidungen durch; die Eltern eines der Knaben werden deswegen auf grausame Weise hingerichtet. Weil Juden nicht an den sportlichen Wettkämpfen teilnehmen dürfen, läßt Menelaus in einer schmerzhaften Prozedur die sichtbaren Folgen der Beschneidung aufheben. Als Jehubabel dies bei einer Vorführung im Gymnasion sieht, erschlägt er im Zorn seinen Sohn und flieht mit einer kleinen Schar gläubiger Juden in die Sümpfe, wo er von der jüdischen Erhebung unter Judas Makkabäus erfährt.

"Level IX: King of the Jews" (4 v.):

Timon Myrmex, Vertrauter und Baumeister Herodes' des Großen, läßt in der Nacht von seiner Hinrichtung sein Leben an sich vorbeiziehen: er war einer der ersten, der sich dem jungen Herodes anschloß, und blieb trotz der zunehmenden Grausamkeit des Königs solange bei ihm, bis er selbst mit seiner jüdischen Frau Shelomith zum Tode verurteilt wurde. Er soll in seiner Heimatstadt Makor hingerichtet werden, sobald die Nachricht vom Tod des Königs eingetroffen ist. Doch die beiden werden schließlich nicht getötet, sondern in letzter Minute befreit.

"Level VIII: Yigal and His Three Generals" (40-67 n.):

Caligula will die Juden zwingen, ihn als Gott zu verehren. Der General Petronius soll mit drei Legionen von Ptolemais (vormals Akko) aus das Land unterwerfen und Kultstatuen des Kaisers aufstellen. Eine kleine Schar von Juden stellt sich ihm aber in Galiläa entgegen, angeführt vom jungen Olivenpflanzer Yigal aus Makor, der sich weder durch Überredung noch durch Androhung von Gewalt zum Nachgeben zwingen läßt. Petronius zieht sich schließlich zurück und entgeht nur durch Caligulas Ermordung der Hinrichtung. Doch im Jahr 66 kommt es zu einer großen Erhebung der Juden, die Nero durch ein Heer unter Vespasian niederwerfen lassen will. In Makor lebt Yigal nach wie vor als einfacher Arbeiter, während sein früherer Gefährte Naaman zum Rabbi aufgestiegen ist. Yigal ist wieder dafür, sich den Römern zu widersetzen, und er bekommt Unterstützung vom jüdischen Befehlshaber Josephus, der die Verteidigung Makors organisieren will. Josephus gelingt es, die Legionen bei der Belagerung Makors aufzuhalten; er gibt sich den Römern dabei nicht zu erkennen, sondern läßt Yigal als Führer der Verteidigung auftreten. Als offensichtlich wird, daß Makor nicht länger gehalten werden kann, flieht Josephus bei Nacht durch einen geheimen Gang aus der Stadt; er nimmt Rab Naaman mit sich. Makor fällt; die überlebenden Juden werden teilweise als Sklaven verkauft, der Rest wird getötet, darunter auch Yigal und seine Frau Beruriah.

"Level VII: The Law" (326-351 n.):

Die Kaiserin Helena hat Makor als Standort einer Kirche bestimmt, aber der Bau verzögert sich. In der Zwischenzeit errichtet der Führer der jüdischen Gemeinde, Rabbi Asher, eine Synagoge, die der Steinmetz Yohanan ausschmückt. Yohanan hat einen Sohn, Menahem, der als unehelich gilt und aus der jüdischen Gemeinde ausgeschlossen ist. Rabbi Asher schließt sich den Gelehrten an, die im nahen Tiberias das jüdische Gesetz als Talmud kodifizieren. Als Menahem heranwächst, entwickelt er eine Zuneigung zu Yael, der jüngsten Tochter des Rabbi, der die Verbindung jedoch nicht zulassen kann und Yael schnell mit einem anderen verheiratet. Der spanische Priester Eusebius trifft ein, um die Kirche zu bauen. Er wirbt Yohanan und seinen Sohn für den Bau ab; beide konvertieren zum Christentum, nachdem das jüdische Gesetz ihnen so unerbittlich gegenübergetreten ist. Wegen der Steuerhebung kommt es zu einer Rebellion unter den Juden, die von kaiserlichen Truppen niedergeworfen wird. Die Synagoge wird dabei von christlichen Eiferern als Kirche geweiht, was auch der besonnene Eusebius nicht rückgängig machen kann; der Bau der Basilica wird auf diesen Platz verlegt. Rabbi Asher führt die überlebenden Juden in die Diaspora.

Weitere Kapitel schildern die Ankunft des Islam in Palästina (635 n.), den Ersten Kreuzzug und die Errichtung einer Kreuzfahrerherrschaft in Makor (1096-1105 n.), die Vernichtung des Kreuzfahrerstaates durch die Mameluken (1289-1291 n.), das Schicksal der Juden im spätmittelalterlichen Europa und den Kabbalismus (1453-1559 n.), die erste Siedlung osteuropäischer Juden in Palästina (1876-1880 n.) und die Kämpfe bei der Gründung des Staates Israel (1948 n.).

Bewertung

Als das durchgehende Thema des Buches stellt sich die Rolle des jüdischen Volkes in der Weltgeschichte dar. Die Frage nach der jüdischen Identität und der Rolle des jüdischen Gesetzes wird um so stärker gestellt, je weiter sich die Handlung von Makor entfernt. Im Schluß der Rahmenhandlung wird auch die Natur des Staates Israel angesprochen. Diese Bereiche sollen hier nicht weiter behandelt werden.

Als historischer Roman betrachtet, ist das Werk recht konventionell. Es gibt einige Passagen, in denen der Erzähler hervortritt. Formell aus dem Rahmen fällt nur der Level IX, der in der ersten Person verfaßt ist. Die Idee, einen Ort bzw. eine Familie durch Jahrhunderte und Jahrtausende zu begleiten, ist nicht ungewöhnlich, leidet in dieser Ausführung aber an einigen Schwächen (so wird Makor in den obersten drei Levels nur als Ort eingeführt, an dem ein Gegenstand verlorengeht, während die eigentliche Handlung in Zefat oder Tiberias spielt). Auch überkreuzen sich die Familie des Ur, die jeweils den herrschenden Glauben annimmt, und die Juden von Makor (bei denen sich die Familie "Gottes Mann" herausbildet, die später in der fiktiven deutschen Stadt Gretz ansässig ist) nicht in jedem Level (wer vertritt in Level VIII die Familie des Ur? Yigal, der im Olivenhain dieser Familie arbeitet?).