John Maddox Roberts

Tod eines Centurio

München : Goldmann, 1995

(Direkt zur Bewertung)

Inhalt

1. Decius Caecilius Metellus muß Rom verlassen, wo sein Erzfeind Clodius derzeit Volkstribun ist, und reist nach Gallien zum Heer Caesars. Über Massalia erreicht er das Lager bei Genava. Im Lager geht es deutlich entschlossener und militärischer zur Sache, als Decius dies erwartet hat. Caesar läßt Befestigungen gegen einen drohenden Durchzug der Helvetier errichten. Decius soll das Kommando über die aus Gallien stammende prätorische Reiterei des Feldherrn übernehmen.

2. Mit seinen Reitern unternimmt Decius einen Morgenpatrouille und findet eine Fibel in einem Teich, die er als Opfergabe aber nicht an sich nehmen darf, wie ihm seine Leute klarmachen. Im Lager stößt Decius auf den jungen Burrus, einen Clienten seiner Familie, der als Rekrut dient und vom Primus Pilus T. Vinius offenbar massiv schikaniert wird. Decius hat mit dem Centurio, der eifersüchtig über seine schöne germanischen Sklavin wacht, deswegen eine Auseinandersetzung.

3. Während Metellus wieder mit seinen Leuten ausreitet, um Helvetier aufzustöbern, erreicht eine Gesandtschaft der Gallier das Lager Caesars, der auch Druiden und Germanen angehören. Die Helvetier fordern freien Durchzug durch die römische Provinz, was Caesar ihnen aber verweigert. Sie stehen selbst unter dem Druck der Germanen des Ariovist, die bereits in großer Zahl links des Rheines sind. Unter vier Augen tadelt Caesar Decius, weil er sich mit dem besten Centurionen des Heeres angelegt hat, und eröffnet ihm, daß er ihn zum Chronisten seiner Feldzüge machen will, in denen es ihm auch darum geht, neues Blut für die römische Herrschaft zu sichern.

4. Decius stellt bei der Lektüre von Caesars Aufzeichnungen fest, daß der Feldherrn zwar offenbar Probleme mit dem Lesen und Schreiben hat, sein kunstloser Stil aber nicht mehr zu verbessern ist. Er trifft wieder Freda, die Sklavin des Vinius. In der Nacht muß Metellus die Wachtposten auf dem Lagerwall überwachen, die von ständigen kleinen Angriffen der Gallier heimgesucht werden. Er erfährt, daß Vinius es offenbar darauf angelegt hat, das Contubernium des Burrus zur Meuterei zu provozieren, um durch deren Niederschlagung seine Autorität zu zeigen; auch Decius hat er auf dem Kieker.

5. Metellus löst die von Vinius durch fortwährendes Wachstehen schikanierten Legionare durch seine gallischen Reiter ab und zieht sich damit nicht nur den Zorn des Primus Pilus zu, sondern auch den Caesars: der Feldherr (der insgeheim Vinius’ Vorgehen auch nicht gutheißt) läßt Decius strafexerzieren. Molon, ein Sklave des Vinius, schlägt Metellus zu dessen Überraschung vor, ihn seinem Herrn abzukaufen.

6. Decius wird nachts zu Caesar gerufen und begleitet den Feldherrn vor das Lager, wo ein gallischer Auxiliarsoldat eine Leiche in einem Teich gefunden hat – Vinius! Der Primus Pilus ist offenbar ermordet worden, und Decius soll die Tat aufklären, während Caesar in Oberitalien neue Truppen holt, sonst werden die offensichtlichen Verdächtigen hingerichtet, die acht Mann aus dem Contubernium des Burrus. Auch die anderen Männer aus Vinius’ Cohorte und Centurie gelten zeitweilig als entehrt. Metellus steht vor einer schwierigen Aufgabe, zumal er sich auch noch Mißgunst seiner Kameraden zuzieht, weil Caesar ihm die schöne Freda (und Molon) überläßt.

7. Metellus bringt die beiden Sklaven in seinem Zelt unter und erfährt von den gallischen Reitern, daß ein Gallier niemals einen Teich mit einer Leiche entweiht hätte; die Täter müssen also Römer oder Germanen sein. Decius durchsucht Vinius’ Hinterlassenschaft, in der sich mehrere Besitzurkunden für Anwesen in Italien finden. Wie ist der Centurio zu so großem Besitz gekommen? Die beiden Sklaven bekam er von Germanen geschenkt. Freda war der einzige Mensch in seiner Umgebung, den er nicht geschlagen hat (ganz im Gegenteil …)

8. Decius spricht mit dem gefangengehaltenen Contubernium, doch keiner der Männer kann von einer entscheidenden Spur berichten. Während der Legat Labienus in Abwesenheit Caesars Gericht für die Gallier abhält, untersucht Metellus noch einmal eine Truhe aus Vinius’ Hinterlassenschaft und findet in ihr eine große Menge Gold versteckt. Er gerät in große Versuchung, es für sich zu unterschlagen. Beim Praetorium trifft er einen jungen Druiden und nimmt ihn mit in sein Zelt. Von Badraig erfährt er einiges über die gallische Religion.

9. Als nächstes befragt Decius die Offiziere der entehrten Centurie, um herauszufinden, wie der Primus Pilus in einer Sklaventunica das Lager verlassen konnte. Vom Lagerpraefecten Paterculus erfährt er, daß sich am fraglichen Abend eine gallische Gesandtschaft im Lager aufgehalten hat (dieselbe, deren Rechtsstreit Labienus jetzt entscheiden muß). Der Tribun Cotta hatte Wache am Tor, als die Gallier das Lager wieder verließen, konnte aber nichts Ungewöhnliches bemerken. Decius spekuliert, daß Vinius unter den Sklaven versteckt das Lager verlassen hat. Zurück in seinem Zelt, nimmt sich Freda seiner an, nachdem sie ein wenig von ihrer Herkunft erzählt hat.

10. In der Nacht wird Decius wieder geweckt und muß auf Anweisung des Labienus im Gebiet jenseits des Sperrwalls nach dem sehen, was die gallischen Auxilien gefunden haben: in einer Lichtung sind die drei Druiden an Bäumen aufgehängt. Wie er später von seinen Reitern erfährt, ist dies eine rituelle Todesart bei den Germanen, während die Druiden ihre Opfer dreifach töten, durch Erwürgen, Erstechen und Ertränken, so wie bei Vinius.

11. Freda und Molon sind offenbar aus dem Lager verschwunden; Decius findet jedenfalls keine Spur von ihnen mehr. Ihm kommt eine Idee, und in der folgenden Nacht schleicht er sich mit seinem Sklaven Hermes und dem Später Ionus an den Ort zurück, wo die Druiden geopfert wurden. Bei Tageslicht will er nach Spuren sehen, doch werden er und Hermes von einer Schar furchteinflößender Germanen überwältigt.

12. Die beiden Gefangenen werden zum Lager der Germanen gebracht. Dort erscheint Freda mit einem riesigen Germanen, dem König Ariovist (ihrem Bruder), wie sich herausstellt. Ariovist erklärt Decius, daß er Ansprüche auf das Gebiet der Helvetier und zukünftig weitere Landstriche Galliens erhebt; er ist zuversichtlich, sich auch gegen Caesar durchsetzen zu können, dessen innenpolitischen Gegnern ein Scheitern des Feldherrn sehr gelegen käme. Schon seit längerem hatte Ariovist Vinius bestochen, um leichter in das römische Lager eindringen zu können. Die Druiden haben den Centurio umgebracht, als sie davon erfuhren, und mußten deswegen selbst sterben.

13. Erst nach einigen Tagen wird Decius freigelassen und kann mit Hermes die römischen Linien erreichen, wo inzwischen Caesar mit drei weiteren Legionen eingetroffen ist. Gerade noch kann Metellus verhindern, daß Burrus mit seinem Contubernium hingerichtet wird. Caesar ist zufrieden, doch Decius kommt am Abend darauf, daß er noch nicht die ganze Wahrheit entdeckt hat. Er geht zu Caesar zurück, der es in Wirklichkeit war, der Vinius durch seine Liktoren töten ließ, als er durch Molon von seinem Verrat erfahren hatte. Die Gelegenheit war günstig, die Tat den Druiden in die Schuhe zu schieben und damit Gallier und Germanen zu entzweien.

Bewertung

Metellus muß sich, nachdem er sonst meist mit Machenschaften im Umkreis von Forum und Senat zu tun hat, hier in die Welt des römischen Militärs begeben, die ausgiebig und im wesentlichen korrekt geschildert wird. Manche Darstellungen des Lager- und Soldatenlebens sind vielleicht sogar ein wenig zu ausführlich geraten, aber Metellus (oder eher der tatsächliche Autor Roberts) neigte schon immer zu kulturgeschichtlichen Exkursen, die sich offenbar nicht nur Nachgeborene, sondern auch an Nicht-Römer richten (S. 126: »Bei den Römern tragen nur Soldaten Armbänder …«). Decius eigener Rang im Mikrokosmos der Castra ist zwar nicht ganz klar (»Hauptmann«), aber dies kann als typisch für contubernales des Feldherrn gelten.

Auch einigermaßen überzeugend ist die Darstellung der Gallier, insbesondere ihrer Religion. Die Germanen Ariovists dagegen erscheinen voller Klischees, aber wohl absichtlich: der alte Metellus übertreibt ohne Zweifel bei Körpergröße und Wildheit, wie dies zur Zeit Caesars auch schon geschah. Die Charakteristik Ariovists lehnt sich jedenfalls eng an die in De bello Gallico an, wo Ariovist auch angibt, mit Caesars innenpolitischen Gegnern in Kontakt zu stehen (1, 44, 12). Interessanterweise endet der Roman lange vor der eigentlichen Konfrontation mit Ariovist (auch vor dem Sieg Caesars über die Helvetier, aber diese spielen hier nur eine Randrolle), auch wenn Decius eine spätere Begegnung zumindest mit Molon andeutet (letzte Seite).

Caesars Plan, zugleich mit der Bestrafung eines Verräters auch Unfrieden zwischen Galliern und Germanen zu stiften, erscheint vielleicht ein wenig konstruiert, aber zumindest nicht unvereinbar mit Caesars Persönlichkeit. Die Krimihandlung ist dennoch ganz ordentlich gebaut, dürfte aber hier wie in den meisten anderen Fällen nicht der Grund sein, warum man einen historischen Kriminalroman liest. Decius’ durchweg ironischer Erzählton (der in der Inhaltsangabe natürlich verloren gehen muß) ist auf ähnlich hohem Niveau wie in den früheren Bänden, nimmt aber hier zwangsläufig vor allem die Idiosynkrasien des Militärs und der Barbaren aufs Korn, weniger Metellus’ Standesgenossen (die ihr Fett aber auch hier abbekommen).

Die Zahl der eindeutigen Fehler und Versehen ist diesmal relativ gering:

Die moderne Maßeinheit »Meter« geht vermutlich auf den Übersetzer zurück. Einige Lateinfehler des Übersetzers sind schon aus früheren Bänden bekannt: »Gens« (S. 11 und öfter) und »Gladius« (S. 46 und öfter) als Neutrum, »Ludus« als Femininum (S. 74), »Caliga« und »Omen« als Plural (S. 131, 181). Der Übersetzer ist sich nicht klar, ob der den Schild eines Soldaten als Maskulinum oder Neutrum ansehen soll (S. 102: »in einen Schild bohrt und es verbiegt«). »Centurionische Versammlung« (S. 187) ist ungebräuchlich.

Es gibt einige Druckfehler, wenn auch wohl nicht ganz so viele und schwerwiegende wie im vorangegangenen Band.

Im Wesentlichen kann ich mich der positiven Einschätzung von Fred Mench (siehe unten) anschließen und diesen Roman allen empfehlen, die auf unterhaltsame Weise etwas über das römische Militärleben erfahren wollen.

Weitere Meinungen

Fred Mench, http://www.stockton.edu/~roman/fiction/roberts_centurion.html (zuletzt überprüft 11. Dezember 2003):

»A top-notch mystery and an informative historical novel, Roberts’ sixth volume in the SPQR series is satisfying on all counts [...]
I recommend this to the general reader as a murder mystery and as a novel giving a feel for characters of the time. Because the military details given are so persuasive, I recommend it especially to those who teach Caesar in high school, for use as a supplemental volume to be assigned to any student who wishes to see how the Roman army worked.«

Erdmann Steinmetz, ekz-Informationsdienst 27/95 (Besprechungen und Annotationen 08/95):

»Bei seinem neuesten dienstlichen Abenteuer - vgl. zuletzt "Tödliche Saturnalien" (BA 2/95) - gerät Decius Caecilius Metellus, Senator und "Ermittler in Kriminalfällen", nicht nur in drohende militärische Konflikte in Caesars Lager in Helvetien, sondern hat auch den Mord an einem allgemein verhassten Centurio aufzuklären. Der Leser erfährt manch Wissenswertes über soldatische Disziplin und römisches Lagerleben und kann mit dem auch unter martialischen Verhältnissen sympathisch zivilen Helden um einen guten Ausgang lebensgefährlicher Situationen bangen. Wie die quasi mit ironischem Augenzwinkern erzählten Vorgängerbände überall dort empfohlen, wo diese Anklang gefunden haben.«