Steven Saylor

Roman blood

New York : St. Martin's Press, 1991

Dt. Übersetzung: Das Lächeln des Cicero. - München : Blanvalet, 1993; München : Goldmann, 1995

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Inhalt

1. Teil "Oben und unten"

Der "Sucher" Gordianus erhält am frühen Morgen Besuch von Tiro, dem jungen Sklaven Ciceros, der seine Unterstützung in einem Fall braucht. Gordianus ist überrascht, daß Cicero, von dem er noch nichts gehört hat, ihn zu sich bittet. Auf dem Weg zu Cicero werden Gordianus und Tiro Zeugen eines Mordes an einem Gladiator in der Subura.

Im Haus Ciceros lernt Gordianus Tiros freigelassenen Großvater kennen, bevor Cicero selbst ihn mit der Frage begrüßt, ob er jemals daran gedacht habe, seinen Vater umzubringen.

Cicero und Gordianus unterhalten sich über einen "hypothetischen" Fall von Vatermord. Später werden sie konkreter: Es geht um Sextus Roscius aus Ameria, der angeklagt wird, vor Monaten seinen Vater umgebracht zu haben. Gordianus soll in acht Tagen bis zur Verhandlung die wahren Schuldigen herausfinden.

Cicero, Gordianus und Tiro suchen das Haus der vornehmen Caecilia Metella auf, zu der sich Roscius geflüchtet hat. Sein Vater war mit ihr befreundet gewesen. Bei Caecilia ist auch der junge Messalla Rufus, der mit dem Dictator Sulla verschwägert ist. Cicero schildert die schreckliche Strafe für Vatermörder. Caecilia Metella berichtet, wie der jüngere Sohn des alten Roscius vor einigen Jahren in Ameria an einer Vergiftung gestorben ist. Vor seinem Tod war der Alte bei Metella und wurde von einer geheimnisvollen Nachricht fortgerufen; eine Elena bat ihn, ins Haus der Schwäne zu kommen, ein Bordell, das Roscius regelmäßig aufsuchte. Auf dem Weg dorthin wurde er ermordet.

Der angeklagte Roscius, der mit Frau und zwei Töchtern in einem Nebentrakt des Meteller-Hauses wohnt, erweist sich als wenig kooperativ. Er ist ganz gelähmt von seiner Angst vor der schrecklichen Strafe - oder hat er etwas anderes zu verbergen? Gordianus bekommt zufällig mit, daß Tiro ein heimliches Verhältnis mit einer von Roscius' Töchtern hat. Gordianus erzählt dies am Abend seiner Sklavin Bethesda.

Am nächsten Tag macht Gordianus sich mit Tiro auf den Weg, um den Tatort zu besichtigen. Dort, in einer schmalen Gasse, finden sie nicht nur einen noch sichtbaren Blutfleck auf der Straße, sondern auch einen von Roscius stammenden blutigen Handabdruck auf der Tür eines Ladens, deren Besitzer sich jedoch wenig kooperativ zeigen.

Auf der anderen Straßenseite jedoch wohnt eine junge Witwe mit ihrem stummen Sohn Eco, die angeblich den Mord mit angesehen hat. Sie will nichts sagen. Eco aber spielt Gordianus und Tiro pantomimisch vor, wie der Mord sich ereignet hat, und beschreibt die Täter, die später seine Mutter vergewaltigt haben, um sie einzuschüchtern.

Gordianus und Eco machen in der Hitze Mittagspause. Im Haus der Schwäne suchen sie dann nach Elena. Sie ist nicht mehr da; die ältere Hure Elektra berichtet, daß sie kurz nach der Zeit, als Roscius ermordet wurde, an einen Unbekannten verkauft wurde. Die schwangere Elena hatte gehofft, daß es Roscius sei. Gordianus läßt Tiro mit Elektra schlafen, merkt aber, daß Tiro sich hinterher schuldig fühlt, weil er Roscia hintergangen hat.

Auf dem Rückweg erleben Gordianus und Tiro, wie der berüchtigte Spekulant Crassus ein vom Brand bedrohtes Haus für eine Spottsumme aufkauft.

Bei der Rückkehr in sein Haus findet Gordianus es überfallen vor: Zwei Männer sind eingedrungen, haben Bethesda eingeschüchtert und ihre Katze getötet, mit deren Blut sie eine Warnung an die Wand geschrieben haben.

Gordianus bricht früh am nächsten Morgen nach Ameria auf. Bethesda bringt er für die Zeit seiner Abwesenheit bei einem Mietstall unter, während ein Sklave von dort sein Haus bewachen soll.

2. Teil "Omen"

Am Nachmittag erreicht Gordianus Amerias Nachbarstadt Narnia. Hier erfährt er in einer Schenke, daß in der Nacht nach Roscius' Ermordung Mallius Glaucia die Nachricht von der Tat nach Ameria gebracht hat, ein Freigelassener von Roscius Magnus, der ebenso wie der in Ameria lebende Roscius Capito ein Vetter der Sexti Roscii ist. In der Beschreibung von Glaucia und Magnus erkennt Gordianus zwei der Männer wieder, die Roscius getötet haben; Glaucia war es, der bei ihm eingedrungen ist. Aber man erzählt Gordianus auch, daß der tote Roscius nachträglich auf die Proscriptionsliste gesetzt wurde und der jüngere Sex. Roscius seinen Vater gehaßt habe, daher sehr wohl hinter dem Mord stehen könne.

Gordianus sieht sich den ehemaligen Familiensitz des Sextus Roscius an, auf dem jetzt Capito residiert. Von einem Sklaven erfährt er, daß neben Capito auch Sullas Günstling Chrysogonus den konfiszierten Besitz des Sex. Roscius aufgekauft hat. Er sieht, wie zwei Männer aus Rom kommend zu Capito reiten, ohne Zweifel Magnus und Glaucia.

Von Titus Megarus, einem Nachbarn der Roscii, läßt sich Gordianus erzählen, wie sich die Vorgänge zwischen dem Mord und der Flucht des jüngeren Roscius nach Rom in Ameria abspielten. Nach Bekanntwerden der angeblichen Proscription des Roscius wollte eine städtische Delegation mit Sulla sprechen, wurde aber von Chrysogonus abgewimmelt.

Am nächsten Tag erhält Gordianus von Megarus eine Kopie der Petition des Decurionenrats und sucht vor seinem Rückritt noch einmal das Roscius-Anwesen auf, wo sich derzeit nur Sklaven aufhalten. Von einem von ihnen erfährt er, daß die Prostituierte Elena nach Roscius' Tod auf das Anwesen gebracht wurde, wo Magnus und Glaucia sie mißhandelten. Sie brachte ihr Kind zur Welt, danach aber war sie verschwunden. Vermutlich waren sie und/oder das Kind in einem unmarkierten Grab auf dem Anwesen beigesetzt.

Zurück in Rom, berichtet Gordianus dem erfreuten Cicero von seinen Nachforschungen. Mit Rufus und Tiro sucht er noch einmal Caecilia Metella und Sextus Roscius auf, um ihn zu befragen, warum er so wichtige Informationen wie die Proscription seines Vaters verschwiegen habe. Roscius bleibt weiterhin wenig kooperativ. Während Gordianus Tiro eine Gelegenheit gibt, sich wieder mit Roscia zu treffen, erkennt er, daß Rufus unglücklich in Cicero verliebt ist.

Wie mit Cicero abgesprochen, heuert Gordianus einen Gladiator als Wache für sein Haus an. Er muß aber feststellen, daß Cicero ihm anscheinend selbst auch einen Mann geschickt hat. Als Gordianus in der Nacht aufwacht, sieht er, wie "Ciceros" Wächter den von Gordianus besorgten umgebracht hat und eine Warnung mit Blut an die Wand schreibt, aus der hervorgeht, daß er auch vorhat, Gordianus selbst zu töten. Gordianus kämpft mit ihm; zusammen mit Bethesda können sie den Schläger umbringen.

Gordianus geht noch in der Nacht zu Cicero und versucht zu klären, woher jemand wissen konnte, daß Cicero Gordianus' Haus bewachen lassen wollte. Es stellt sich heraus, daß Tiro mit Roscia darüber geplaudert hat. Sie will sich am kommenden Tag wieder mit ihm treffen, ganz offenbar, um ihn weiter auszuhorchen.

Während Cicero seine Rede übt, hat Rufus herausgefunden, daß Chrysogonus den Besitz des Roscius, der sechs Millionen Sesterzen wert war, für nur 2000 Sesterzen aufgekauft hat. Gordianus und Tiro treffen sich mit Roscia, die gegen ihren Vater arbeitet, weil er sich seit Jahren an ihr vergangen hat. Sie gibt die Informationen an einen Mann weiter, der auch erscheint, aber entkommen kann.

Cicero kann mit den neuen Informationen über Roscius nichts anfangen. Gordianus und Tiro gehen am Abend zum Haus des Chrysogonus, wo in Anwesenheit Sullas ein Fest stattfindet, zu dem auch Rufus geladen ist. Mit Hilfe einer Sklavin läßt dieser die beiden ins Haus, wo sie fast von Chrysogonus überrascht werden, den Rufus unter dem Vorwand, sich mit dem Sklavenmädchen vergnügen zu wollen, aber abwimmeln kann.

In den Sklavenquartieren des Chrysogonus finden Gordianus, Tiro und Rufus die beiden Sklaven, die Sex. Roscius bei seiner Ermordung begleiteten. Sie schildern den Überfall durch Magnus, Glaucia und den Schläger, der in der letzten Nacht bei Gordianus eingedrungen ist. Außerdem erzählen sie, wie Elena bald nach der Geburt ihres Kindes (das sofort umgebracht wurde) starb.

Beim Weg aus dem Haus erleben Gordianus und Tiro, wie Rufus sich beim Gastmahl über ein Spottlied auf seine Schwester, Sullas Frau, erregt, während der Dictator selbst sich amüsiert. Die beiden werden von Magnus und Glaucia entdeckt, die Gordianus aber nicht sofort erkennen. Gordianus und Tiro können durch einen Sprung vom Balkon zunächst entkommen.

3. Teil "Gerechtigkeit"

Gordianus und der beim Sprung verletzte Tiro können sich vor ihren Verfolgern in das Haus der Caecilia Metella retten und werden von dort zu Cicero gebracht. Dieser möchte Gordianus am nächsten Tag bis zum Prozeß nicht mehr gehen lassen, aber Gordianus schleicht sich über das Dach aus dem Haus.

Er geht wie einige Tage zuvor noch einmal den letzten Weg des Sex. Roscius ab und erfährt dabei, daß die junge Witwe und ihr Sohn Eco fort sind. Der Prostituierten Elektra berichtet er von Elenas Tod. Beim Besuch eines Bades glaubt Gordianus zeitweilig, seine Verfolger hätten ihn eingeholt, und kehrt zu Cicero zurück.

Unter großem Publikumsandrang beginnt der Prozeß auf dem Forum. Der Ankläger Erucius erhebt schwere, aber nicht weiter bewiesene Anschuldigungen gegen Roscius und droht den Richtern mit Sullas Rache, wenn das Urteil nicht entsprechend ausfällt. Ciceros Verteidigungsrede erregt großes Aufsehen, vor allem, weil er sofort Chrysogonus als Hintermann nennt. Dieser wird von Erucius eilends herbeigerufen. Als Gordianus zwischendurch seinen Platz verläßt, um seine Blase zu erleichtern, überfällt ihn Glaucia in einer Latrine. Mit Hilfe des dazugekommenen Tiro kann Gordianus ihn aber töten.

Roscius wird freigesprochen. Die Siegesfeier in Caecilia Metellas Haus wird etwas getrübt durch Gefühlsausbrüche von Roscia und ihrem Vater. Als Cicero mit Gordianus in sein Haus zurückkehrt, finden sie dort den Dictator Sulla vor. Er hat sich nach den Ereignissen des Tages mit der Sache befassen müssen und bestätigt nun, was Cicero und Gordianus schon ahnten. Sex. Roscius, der schon seinen Bruder Gaius vergiftet hat, hat seinen Vater durch Magnus und Glaucia umbringen lassen, weil der Alte drohte, ihn zu enterben. Er und seine beiden Vettern wollten den Besitz unter sich aufteilen, doch als Sextus versuchte, die anderen zu hintergehen, kehrten sie den Spieß um und ließen mit Hilfe von Chrysogonus den Besitz aufgrund der Proscription konfiszieren. Aus Angst vor Sextus' Rache ließen sie ihn zunächst auf dem Familiensitz weiterwohnen, doch als er Elenas Kind tötete, warfen sie ihn hinaus. Sulla erklärt, daß seine aristokratischen Widersacher wie die Metelli ihm mit Ciceros Hilfe über Chrysogonus eine Schlappe bereiten wollten. Er verspricht, Cicero und Gordianus vor weiteren Nachstellungen zu bewahren und Sex. Roscius Ersatz für seinen Besitz zu verschaffen, wenn Cicero auf weiteres Vorgehen gegen Magnus, Capito und Chrysogonus verzichtet. Als er gerade gehen will, kommt Rufus mit der Nachricht, daß Sex. Roscius tot ist.

Er ist von einem Balkon im Haus der Caecilia herabgestürzt. Gordianus, Rufus und Tiro besichtigen den Tatort. Es war kein Selbstmord, aber auch Roscia hat ihren Vater nicht herabgestürzt, wie Tiro vermutet. Es war vielmehr Caecilia Metella, als sie herausfand, daß Roscius keineswegs unschuldig am Mord an seinem Vater war. Gordianus und Bethesda kehren nach Hause zurück. Den allein auf der Straße umherirrenden Eco nimmt Gordianus zu sich.

Bewertung

Seine Verwendung von Ciceros berühmter erster Rede in einem Strafprozeß hat Saylor mit einem schon recht detaillierten Stoff versehen, den er in vielerlei Hinsicht nur noch ausgestalten mußte. Dies hat er mit einigem Geschick getan, und das Buch gehört ohne Zweifel zu den besseren Exemplaren der Gattung "Historischer Kriminalroman".

Saylor folgt den Darlegungen Ciceros tatsächlich verblüffend genau. Die beiden Wendungen, die er am Schluß noch einfügt, nämlich Roscius' tatsächliche Schuld am Tod seines Vaters und seine Ermordung durch Caecilia Metella, widersprechen der Evidenz der Rede nicht, die Saylor in geraffter und an einigen Stellen bearbeiteter Form in den Roman integriert hat (gestützt wohl nicht auf den Originaltext, sondern auf die Übersetzung von M. Grant, wie er im Nachwort angibt). Die Ereignisse könnten sich tatsächlich so abgespielt haben; interessant im Nachwort der Hinweis auf eine Stelle in Ciceros de officiis, die Roscius' Schuld anzudeuten scheint.

Das beschriebene Vorgehen bringt es freilich mit sich, daß für jemand, der Ciceros Rede bereits kennt, über weite Teile des Romans keine neuen Indizien angeführt werden. Bis auf die bereits angeführte Schlußwendung sind die Bösewichter tatsächlich die, auf die schon recht bald der Verdacht fällt, und auch wenn ich die Handlung sehr ausführlich beschrieben habe, ist sie doch nicht so verwirrend konstruiert, wie es bei manchen anderen Autoren üblich ist (statt des obligaten Chandler könnte man hier auf Lindsey Davis' Venus in Copper verweisen, der wohl verschlungenste Roman der Falco-Serie). Sullas Erscheinen am Schluß erinnert ein bißchen sehr an einen deus ex machina, und an dieser Stelle begeht Saylor auch die Unredlichkeit, daß der Ich-Erzähler dem Leser bisher etwas verschwiegen hat.

Die Personencharakteristiken sind im allgemeinen ganz überzeugend gelungen, z. B. bei Cicero. Der Ich-Erzähler Gordianus wirkt vielleicht etwas zu modern; das läßt sich bei Romanen dieses Typs aber wohl kaum vermeiden. (Wie bei Davis' Falco wird die Erzählsituation nicht näher erläutert.) Roscius' Inzest mit seiner Tochter steht ein bißchen außerhalb der sonstigen Handlung und dient vor allem dazu, Tiro in eine schwierige Situation zu bringen. Der Mord an einem Gladiator in Kap. 1, 2 wird nicht wieder aufgegriffen, praktisch ein "red herring". Auch der Auftritt des Crassus ist eher eine historische Arabeske; allerdings wird bei ihm das Thema Proscriptionen vorbereitet, und er ist eine wichtige Figur im zweiten Band der Gordianus-Reihe.

Wenn wir von den literarischen zu den historischen Meriten des Buches kommen, verschiebt sich das Bild etwas, wenn auch nicht grundlegend. Saylor hat, wie seine direkten Kollegen Davis und Roberts auch, erkennbar umfangreiche Recherchen getrieben. Dabei ist er auch auf zahlreiche antiquarische Einzelheiten gestoßen, die er in den Roman eingebaut hat. Trotz der Helfer, denen Saylor im Nachwort dankt, sind einige Fehler und Mißverständnisse stehengeblieben, die hier in einem Anhang richtiggestellt werden sollen.

Das historische Gesamtbild hinterläßt einen etwas zwiespältigen Eindruck. Prinzipiell ist das sullanische Rom gut erfaßt; es war tatsächlich eine Zeit, die von jahrelangem Blutvergießen und großer Unsicherheit geprägt war. Der Althistoriker muß freilich große Bedenken bezüglich Saylors Behauptung einer Adelsverschwörung gegen Sulla äußern (eine Idee, die aus dem eher obskuren The education of Julius Caesar von Arthur D. Kahn [New York, 1986], S. 68-70, stammt), getragen noch dazu ausgerechnet von den Caecilii Metelli.

Vielleicht ist Rom auch schon zu sehr als "etablierte" Großstadt gesehen. Ich würde vermuten, daß sich um den alten Kern in Sullas Zeit vor allem noch provisorische Siedlungen lagerten, nicht ganz unähnlich denen von Drittweltgroßstädten unserer Zeit; allerdings gibt es keine klaren Zeugnisse für "Slums" oder "Favelas".

Insgesamt gesehen ist Saylors Rombild nicht so unhistorisch modernisierend wie das von Davis oder gar Stöver; die späteren Bände der Reihe bestätigen diesen positiven Eindruck.

Anhang: Fehler und Mißverständnisse

Da die Geschichte in der 1. Person von Gordianus erzählt wird, müssen wir ihm ein gewisses Maß an Ignoranz zugestehen, das nicht notwendigerweise auf mangelndes Wissen des Autors zurückzuführen ist. In den hier aufgeführten Fällen kann sich Saylor aber wohl nicht hinter seiner Figur verstecken. Manches davon ist freilich auch dem Übersetzer zuzuschreiben.

(Seitenangaben beziehen sich auf die oben zitierte deutsche Taschenbuchausgabe. In einigen Fällen ist auch die Seitenzahl in der britischen Ausgabe [London : Robinson, 1997] angegeben oder die Nummer des Kapitels.)

Verfassungs- und Rechtsbereiche
  • Der Prozeß gegen Roscius fand zwar auf dem Forum statt, Ankläger und Verteidiger sprachen aber sicher nicht von den Rostra (S. 19 und öfter).
  • Das Fehlen einer Polizei in Rom war für die Zeitgenossen wohl weniger überraschend als für uns (S. 40).
  • "Komitien des Volkes" können nicht "geschlossen" ("closed"), sondern höchstens "nicht abgehalten" werden (S. 418, engl. S. 307, Kap. 29)
  • Vermutlich war die Zahl der Richter in einer quaestio sullanischer Zeit deutlich kleiner als 75 (S. 423, Kap. 29).
Religiöse Dinge
  • Die Beschreibung eines "Schrein[s] der Magna Mater in Ephesus" (S. 20) ist irritierend. Es ist wohl kaum das Heiligtum der Meter Oreia am Panayirdag gemeint; sollte eine Verwechslung mit dem Artemision vorliegen? Vgl. auch die Beschreibung der orientalischen Göttin der Caecilia Metella, wo Seiterles These von den Stierhoden rezipiert ist (82). Ganz rätselhaft ist "Apollo von Ephesos" (S. 391); man beachte auch das Schwanken des Übersetzers zwischen der griechischen und der lateinischen Endung des Stadtnamens.
  • Auguren vollzogen keine Eingeweideschau (S. 79).
Sonstige Realia
  • M. Valerius Messalla Rufus war im Jahr 80 v. älter als 16 Jahre (S. 79); dies folgt unter anderem daraus, daß er sich bereits im Jahr 63 für die Praetur bewarb, also etwa ein Altersgenosse von Caesar war (Consul dann im Jahr 53, etwas verspätet; offenbar hat Saylor von diesem Datum aus zurückgerechnet, in der Annahme, Messalla habe das Amt suo anno bekommen). Sulla hatte ihn zum Zeitpunkt der Handlung auch schon zum Auguren gemacht, als welchen ihn Saylor erst in der Jahre später spielenden Kurzgeschichte "The house of the Vestals" auftreten läßt.
  • Auf einem römischen Abort gab es keine Ventile ("valve") für die Spülung (S. 115, engl. 74, Kap. 7).
  • Ein Plotfehler: Gordianus und Rufus haben das Haus des Chrysogonus nicht zwei, sondern nur einen Tag vor der Feier besichtigt (S. 345, engl. 337, Kap. 24).
  • Zu einem Triclinium gehörten nicht neun, sondern nur drei Liegen (S. 371, Kap. 26, schon von Mench bemerkt).
  • In der Antike gab es keine Nudeln, jedenfalls nicht in unserem Sinne (S. 371); Kirschen sind wohl erst einige Jahre nach der Zeit der Geschichte durch Lucullus nach Italien eingeführt worden (S. 390).
  • Auch wenn die Verteidigung des Sex. Roscius tatsächlich Ciceros erste causa publica war, so war er doch schon mehrmals vor Gericht aufgetreten, nicht nur einmal (S. 25, Anspielung auf Pro Quinctio) oder gar nicht (S. 438).
Sprachliche Auffälligkeiten
  • Lateinfehler: Rostra als Singular ( z. B. "the Rostra itself", S. 438, engl. 308), Messalli (S. 80 und öfter), in capito (S. 86), Majora und Minora (S. 106 und öfter, schon von Mench bemerkt).
  • Fehler durch den Übersetzer: plebs als Maskulinum (S. 69), ebenso Porticus (S. 341 und öfter). "podium" für die Rostra wird mit "Rednerpult" wiedergegeben (S. 447).
  • Vom Übersetzer stammt auch die falsche Angabe, daß die kanonische Amtszeit für einen Dictator der frühen und mittleren Republik 12 (statt richtig 6) Monate waren (S. 43, Kap. 2). Ferner hat er aus Saylors "feet" die anachronistische Maßeinheit "Meter" gemacht (S. 43 und öfter).
  • Es gibt zahlreiche Druckfehler.
  • Anachronistische Ausdrücke sind: Portico (S. 80), Pony (S. 349), Generalsuniform (S. 422).
  • Besonders apart und deshalb bis zum Schluß aufgespart ist (in der deutschen Übersetzung) das zweimalige "Lucia Sulla" (S. 468, 479), jeweils in einer direkten Anrede an den Dictator! Den korrekten Vocativ von Lucius hätte der Übersetzer in jeder lateinischen Schulgrammatik finden können.

Weitere Meinungen

James J. O'Donnell, Bryn Mawr classical review 3.3.24:

"This volume fell into my hands in the local public library a few weeks ago and turned out to be a pleasure. The author studied classics at UT Austin and is now a journalist in San Francisco. He has taken Cicero's Pro Sexto Roscio Amerino and turned it into a very serviceable murder mystery. The narrator is one Gordianus, 'the Finder', i.e., a private detective who lives over on the Esquiline in a rundown house and sleeps with his Egyptian slave girl. He knows Roman low life inside and out and is hired by the young Cicero (who sends his even younger slave Tiro to summon Gordianus) to find out the dirt on Chrysogonus and all the Roscii. The quality of the mystery as sustained is above average (there are one or two twists at the end that aren't in the surviving historical record), as is the depiction of the nasty, brutish, and short life of the city in the last days of Sulla. You would have to know a fair bit more than I do about Rome of 80 B.C. to be offput by any of it. It gave me an excuse to reread the speech in tandem, which gave the added pleasure of watching the author pick and choose his material."

Fred Mench, Classical world 86 (1992/93), 77-78:

"Background is well-handled, nicely detailed, and well-researched, with a few minor slips ... The good mystery, fast-paced action, and snappy presentation, including some frank sexual scenes, make this an excellent background novel for a Roman history or Cicero class."

Joyce Park, bei http://www.troutworks.com/bookhistorical.html:

" Rating 4 (Very good) ...
The plot is well-planned and reasonably fair to those who are familiar with the milieu. The author is plainly fascinated with the era and has done a lot of homework; but this book is uneasily balanced between the genres of historical fiction and crime fiction. I hesitate to mention genre boundaries because in general I don't believe in them; but in this case the reader should be aware that the book is extremely slow-paced for a mystery, and rather clumsy for a historical novel.
...
In sum, Mr. Saylor's work is intelligent, well researched, deliberate, and written in thoughtful prose. However, it made my spine itch with impatience throughout -- I kept skipping ahead to find some action, and then forcing myself to go back (but only because I was obligated to review the book; otherwise, I would just have skimmed the whole thing). This book is like creamed spinach: it's unclear whether it's really good, or whether you convince yourself it's good because it's so patently good for you."

Weitere Literatur

Book Review Digest 88 (1991), 496

Kirkus Reviews 59 (1991), 1186

Publishers Weekly 238, 4. Oktober 1991, 80