Kari Köster-Lösche

Die Wagenlenkerin : Roman

München : List, 2000.

(Zur Inhaltsangabe)

Bewertung

Um mit dem Positiven anzufangen: Viele historische Einzelheiten in diesem Roman sind gut recherchiert, vor allem, wenn man bedenkt, daß der Schauplatz, das unter römischer Herrschaft befindliche Griechenland, meist nur wenig öffentliche Aufmerksamkeit bekommt. Die lokale Machtpolitik ist (bei allen grundsätzlichen Einwänden, die weiter unten genannt werden) durchaus überzeugend geschildert (der eponyme Magistrat von Elis trug allerdings wohl den Titel damiorgos[1]). Dies gilt auch für die meist nur indirekt spürbare römische Herrschaft. Die Handlung des Romans bringt es dann mit sich, daß ausgerechnet Nero als positive Gestalt erscheint, der mehrfach zugunsten der Heldin eingreift (ansonsten bleibt seine Darstellung relativ blaß).

Der positive Eindruck gilt durchaus auch für viele Details in den religiösen Dingen und der sozialen Stellung der Frau, aber hier müssen einige grundsätzliche Einwände gemacht werden. Der Streit zwischen den Anhängern verschiedener Götter ist in diesem Kontext eine reine Fiktion, weil ausgerechnet Zeus, Apollon und Gaia nicht die Gottheiten waren, die im 1. Jahrhundert über fanatische Gemeinden von »Gläubigen« (so aber z. B. S. 66 über Apollon) verfügen konnten. Die religiöse Dynamik der Kaiserzeit lag vor allem bei den östlichen Mysterienreligionen. In Apollon sahen zum Zeitpunkt der Geschichte bestenfalls einige Antiquare einen fremden, eingewanderten Gott. Der Gegensatz zwischen seiner Verehrung oder dem Kult des Zeus und einer angeblichen friedfertigen, von den Männern unterdrückten Frauenreligion der Gaia beruht ganz wesentlich auf modernen (Wunsch-)Vorstellungen. Von allen weit hergeholten Verschwörungstheorien, denen man in Romanen über das alte Rom begegnen kann, ist die Vorstellung, daß Apollon-Priester durch einen Zusammenschluß die römische Herrschaft über Griechenland beenden wollten, vielleicht die absurdeste. So hat auch die Gestalt des Idaios mehr mit Bulwer-Lyttons Arbaces gemeinsam als mit einer historisch denkbaren Person. Immerhin, die Realien des antiken Kultbrauchs stimmen im wesentlichen, so z. B. die Schilderung der verschiedenen Arten von Opfern, auch wenn die Autorin es nicht unterlassen konnte, auf Alexandra den modernen Abscheu vor blutigen Opfern zu übertragen.

Das Werk gehört in das aktuell gut verkäufliche Genre der Frauenromane vor historischer Kulisse, was schon der analog zu »Die Päpstin«, »Die Hakima« oder »Die Wanderhure« gestaltete Titel zeigt. So wird man in Alexandras Person und Schicksal denn auch am besten gar nicht nach historischer Wahrscheinlichkeit suchen, sondern sie als das nehmen müssen, als was sie gemeint ist, nämlich eine Identifikationsfigur für heutige Leserinnen. Zu diesem Genre gehört, daß zum einen die Unterdrückung der Frau in früheren Zeiten beklagt wird, andererseits die Heldin sich in einer Männerdomäne behaupten kann, hier dem Wagenrennen bei kultischen Spielen. Daß Frauen tatsächlich in Olympia als Lenkerinnen (und nicht nur als Besitzerinnen von Gespannen) antreten konnten, ist entgegen der Behauptung der Autorin im Nachwort doch sehr unwahrscheinlich.

Kleinigkeiten:

Daß ein Pferd Alexandras »Wanax« heißen soll (S. 214), ist kaum vorstellbar, da das Digamma schon in archaischer Zeit außer Gebrauch gekommen war.
Wenn Alexandra Tempelasyl erhalten hätte, wäre es durch eine solche Bewegungsfreiheit, die ihr Besuche auf dem Markt (S. 316) oder sogar in ihrem Elternhaus (S. 330 ff.) ermöglicht, wieder aufgehoben worden. Aber ein echtes Asyl hat die Autorin offenbar gar nicht gemeint, sondern nur einen zeitweiligen Schutz vor den Nachstellungen ihres Bruders, analog zu einem modernen Frauenhaus.
Nero dürfte kaum aus den Pharsalia des gerade in die Pisonische Verschwörung verwickelten und dabei umgekommenen Lukan vorgetragen haben (S. 442).
»Pilaw« (S. 145) ist kein antiker Ausdruck. Die Stadt Kalamata (S. 232) gab es im Altertum noch nicht. Sehr zweifelhaft erscheint auch die Benennung der Köchin Jannina nach einer modernen griechischen Stadt.
In den Worterklärungen ist fraglich: »Archon Eponymos: Als Kultbeamter zuständig für später eingeführte Riten« (S. 479).

Vergleich

Mit Kastner, Die Flügel des Poseidon und Köster-Lösche, Die Wagenlenkerin, erschienen kurz nacheinander zwei Romane, die »Neros Olympiade« schildern, Eine vergleichende Betrachtung liegt nahe, die unter historischen Gesichtspunkten aber recht knapp ausfallen kann. Beide Autoren haben den Ablauf der Spiele und die Topographie des Heiligtums gut recherchiert, wobei die Darstellung bei Köster-Lösche etwas summarischer ausfällt, weil ganz auf die Wagenrennen konzentriert, aber auch bei ihr wird die »Professionalisierung« des antiken Sports mit ihren auch negativen Begleiterscheinungen deutlich, die bei Kastner ohnehin eine große Rolle spielt. Allerdings erlauben sich beide Romane auch jeweils eine deutliche Abweichung von der Überlieferung, Kastner mit dem Marathonlauf, Köster-Lösche mit einer Wagenlenkerin (allerdings läßt auch Kastner mit Melissa eine junge Frau Wagenrennen fahren, aber nicht im offiziellen Wettkampf).

Beide Romane haben ein Nachwort und Worterläuterungen, Kastner zudem ein Personenverzeichnis und eine Zeittafel, Köster-Lösche eine Karte der Peloponnes. (Ein Plan des Heiligtums von Olympia findet sich dagegen in keinem der Romane, obwohl er hilfreich gewesen wäre.) Neuere Forschungsergebnisse etwa über das »Haus Neros« (das im Gegensatz zu dem in beiden Romanen nicht erwähnten Sitz der Athletengilde wohl in keinem Zusammenhang mit dem Besuch des Kaisers steht) sind nicht aufgegriffen.

Die Darstellung der Beziehung Griechenlands zu Rom in beiden Werken hat durchaus positive Züge, wenn auch Nero bei Kastner recht konventionell dargestellt wird; bei Köster-Lösche darf er der Hauptperson mehrfach helfen und erscheint als der etwas verschrobene, aber wohlmeinende Freund Griechenlands, als er er sich wohl in der Tat darstellte.

Die beiden Verschwörungen, von denen Kastners direkt gegen Nero und die Römer gerichtet ist, die Köster-Lösches dagegen die römische Herrschaft eher zufällig beeinträchtigt hätte, sind völlig ahistorisch und wirken geradezu als Fremdkörper. (Der Fall des von Lukian geschilderten Peregrinus Proteus, der hundert Jahre später in Olympia zum Aufstand gegen Rom aufrief,[2] ist nicht vergleichbar, weil er offen und nicht konspirativ agitierte.) Amüsant die Vorstellung, die beiden Verschwörungen wären aufeinandergetroffen. Wer hätte sich in Elis durchgesetzt, Myron oder Charaxos, wer in Olympia, Xenophanes oder Idaios? Die Frage bewegt sich auf dem gleichen Niveau wie ein Streit, ob die »Enterprise« oder der »Millennium Falcon« das stärkere Raumschiff ist.

Inhalt

Prolog: Der Olymp

Die Allmutter Gaia ist unzufrieden mit dem Schicksal der Frauen auf der Erde. Sie will versuchen, ob nicht auch eine Frau einen Streitwagen lenken kann, und verschafft sich durch Zeus die Hilfe des Pan.

Im dritten Jahr der 210. Olympiade: Die Steinigung

1. Die junge Alexandra, Tochter des Gutsbesitzers Melanthios in Elis, leidet unter ihrem herrischen Bruder Paidikos. Als er sie mutwillig verletzt, läßt sie sich vom Gutsverwalter Chiron verarzten, der mit ihrer verstorbenen Mutter auf den Hof gekommen ist.

2. Paidikos wartet ungeduldig darauf, das Erbe seines Vaters antreten zu können, doch Melanthios (dessen Geschäfte schlecht gehen) kündigt ihm vielmehr an, daß er sich noch einmal verheiraten werde. Alexandra trainiert heimlich mit Chiron im Hippodrom von Elis als Wagenlenkerin. Eine Stimme, angeblich Pan, hat sie aufgefordert, bei den Olympischen Spielen anzutreten. Sie wird überrascht vom reichen Charaxos und dessen Sohn Psamenias, der ihr ankündigt, daß ihre Familien demnächst verbunden sein werden.

3. Zu ihrer Überraschung teilt Melanthios seiner Tochter, die ihn zur Rede stellen will, mit, daß nicht sie verheiratet wird, sondern Melanthios selbst Charaxos’ Tochter Philotis zur Frau nehmen will.

4. Alexandra will in Elis ein Hochzeitsgeschenk für ihre zukünftige Stiefmutter kaufen. Sie entscheidet sich schließlich für eine Schale des selbstbewußten Töpfers Antenor.

5. Zur Hochzeit kommt auch Alexandras allein lebende Tante Baukis. Philotis verschenkt die Schale, die ihr nicht gefallen hat, weiter. Alexandra überrascht ihren Bruder, als er ein neunjähriges Sklavenmädchen vergewaltigt, das an den Folgen stirbt. Baukis erzählt Alexandra, daß sie ein großes Erbe aus der Mitgift ihrer Mutter zu erwarten hat.

6. Melanthios behauptet aber, daß Alexandras Vermögen nur etwa 1000 Drachmen betrage (er hat es gesetzwidrig verspekuliert und deswegen Alexandra noch nicht verheiratet). Alexandra reist mit ihrer Tante nach Megalopolis. Unterwegs gesteht sie, daß sie bei den Lykäischen Spielen als Wagenlenkerin antreten will, um für die Olympischen Spiele zu üben. Megalopolis stellt sich als sehr verschlafene Landstadt heraus, aber genau deswegen kann Baukis dort unabhängig leben.

7. Der Archont Idaios will sich zum Vorsteher des Kultvereins des Apollontempels von Megalopolis wählen lassen, was ihm auch gelingt, obwohl sein Gegenkandidat Hierokles ihn beschuldigt, die Gelder des Vereins für seinen Wahlkampf veruntreut zu haben.

8. Alexandra behandelt eines ihrer Pferde gegen Blähungen. Baukis unterstützt sie jetzt in ihrem Wunsch, bei den Lykäischen Spielen anzutreten.

9. Auf dem Weg zum Heiligtum läßt Idaios, der auch Schiedsrichter bei den Wettkämpfen ist, Alexandra rufen, um ein krankes Maultier zu behandeln. Alexandra findet die Begegnung unangenehm.

10. Am Abend vor den Spielen suchen Baukis und Alexandra mit vielen anderen Frauen den Altar der Gaia auf. Während der Feier erscheint der Gott Apollon und übernimmt den Altar. Die Frauen müssen zusehen, wie ein Kind geopfert wird, von dessen Fleisch sie anschließend essen sollen. Alexandra sieht, daß der vermeintliche Gott eine Maske trägt.

11. Als ihr angeblicher Zwillingsbruder Alexandros tritt Alexandra bei den Spielen an, doch sie ist eingeschüchtert und verliert das Rennen deutlich. Idaios will ihr die Pferde abkaufen, doch sie lehnt ab. Der Töpfer Antenor ist auch da. Als sie ihn zu seinem Zelt begleitet, wird sie niedergeschlagen.

12. Baukis und Chiron bringen die noch lange benommene Alexandra nach Megalopolis zurück. Idaios will nach wie vor die Pferde kaufen. Beiläufig teilt er mit, daß eine Sklavin von Baukis tot aufgefunden wurde. Alexandra und Chiron reisen nach Hause zurück.

13. Zu ihrer Reisegesellschaft stößt Antenor, der Alexandra mitteilt, daß kurz nach ihrer Abreise Baukis wegen angeblicher Verleugnung der Götter gesteinigt wurde. Antenor gibt an, bei den Spielen selbst niedergeschlagen worden zu sein. In der Küstenebene trennen sich Alexandra und Chiron von der Gruppe. Als sie das nächtliche Elis durchfahren, sehen sie, wie junge Männer, darunter Paidikos, die Hermen schänden. Alexandra teilt ihrem Vater mit, daß Baukis tot ist, und fragt noch einmal nach ihrer Mitgift. Da erscheint der Archon von Elis, um Melanthios wegen des Frevels an den Hermen in die Stadt zu holen.

Im vierten Jahr der 210. Olympiade: Die Spinne im Netz

14. Melanthios reist direkt nach Megalopolis weiter, um sich um Baukis’ Erbe zu kümmern. Zwischen Philotis, Paidikos und Alexandra kommt es zu Spannungen. Alexandra übt jetzt ganz offen das Wagenlenken; beim Training trifft sie auch Antenor wieder.

15. Philotis tyrannisiert den Haushalt, in dem man munkelt, sie könne eine Beziehung mit ihrem Stiefsohn Paidikos eingehen. Melanthios kehrt zurück; Idaios hat Baukis’ Erbe zur Sühne für deren angeblichen Frevel an sich gebracht.

16. Idaios verläßt Megalopolis. Philotis hat ein Verhältnis mit Paidikos begonnen. In Megalopolis begegnet Alexandra Idaios, vor dessen Drohungen sie Antenor rettet.

17. Alexandra bittet ihren Vater, der von einem römischen Händler betrogen worden ist, um die Erlaubnis, mit ihrem Zweigespann in Olympia antreten zu dürfen. Melanthios ist bestürzt, läßt sie aber in Aussicht auf das dringend benötigte Preisgeld gewähren. Idaios will Melanthios die Pferde abkaufen, erhält aber eine Ablehnung. Paidikos schläft mit Philotis und unterhält sich anschließend mit dem abreisenden Idaios, während seine Geliebte in aller Eile die verräterischen Spuren beseitigt, bevor ihr Mann sie entdeckt.

18. Paidikos ist wütend, als er von Alexandras Plänen erfährt, und bedroht sie. Er tötet eines ihrer Pferde und reist dann ab, um nach dem Römer zu suchen, der Melanthios betrogen hat.

19. Paidikos schwärzt seinen Vater bei Charaxos (der sich gerade mit Idaios unterhält) an: Melanthios werfe ihm zu Unrecht vor, Philotis verführen zu wollen. Charaxos will sofort die Scheidung seiner Tochter vollziehen. Idaios plant ebenfalls eine Intrige, bei der Charaxos mitmachen soll. Allerdings entdeckt er, daß Antenor, den er bisher für harmlos hielt, Paidikos beschattet.

20. Charaxos erscheint auf dem Landgut und verlangt die Scheidung. Melanthios entgegnet ihm, daß er die Mitgift seiner Frau aufgebraucht hat, und bekommt einen Anfall. Philotis, die ein Kind erwartet, weiß nicht, was sie von der Lage halten soll.

21. Idaios versucht, den Apollonpriester von Elis, Alkinoos, dazu zu bringen, die Macht seines Gottes zu vergrößern. Philotis droht ihr Kind zu verlieren, vielleicht weil ihr die intrigrante Köchin Jannina heimlich ein entsprechendes Mittel gegeben hat. Die olympischen Boten verkünden, daß die Spiele auf Befehl des Kaisers Nero verschoben werden. Alexandra plant sofort, ein neues Gespann für ihre Teilnahme zu trainieren.

22. Idaios hat in Elis Gerüchte gegen die Zeuspriesterfamilie der Klytiden gestreut.

Plan des Heiligtums von Olympia
Plan des Heiligtums von Olympia. 15: Zeustempel; 33: »Villa Neros«. Das Gaia-Heiligtum lag vermutlich oberhalb des späteren Nymphäums (6).
erstellt von Bibi_Saint-Pol; Quelle: Wikimedia Commons; Lizenz: Public domain

Im fünften Jahr der 210. Olympiade: Der Mann mit der Maske

23. Ein halbes Jahr, nachdem Philotis den Sohn Glaukias zur Welt gebracht hat, begegnet Alexandra beim Training Antenor wieder. Er gibt ihr den Rat, sich des Beistands Gaias zu versichern. Alexandra, die ihm nach wie vor nicht traut, gerät in eine neu eingeführte Herakles-Prozession der Eleer und schlägt einen Mann mit der Peitsche, der sie bedroht. Sie begleitet ihren Vater zum Heiligtum von Olympia, wo Melanthios den Göttern danken will; außerdem stattet er die im Bau befindliche Villa Neros mit Statuen aus.

24. In Olympia bringt Alexandra ein Opfer auf dem verlassenen Altar Gaias dar. Die einzige verbliebene Priesterin verkündet, daß ihr die Göttin wohlgewogen ist. Im heiligen Bezirk erblickt Alexandra wieder den als Apollon Maskierten, der einen Mann tötet. Sie kann sich unbemerkt zurückziehen, ist aber erschrocken, als sie im Gästehaus Antenor erblickt.

25. Am nächsten Morgen findet ein außergewöhnliches Opfer für Apollon statt, an dem alle in Olympia Anwesenden teilnehmen müssen. Dabei sind auch Idaios und Charaxos, der Archon Eponymos geworden ist. Antenor entdeckt, daß kein Opfertier verbrannt wurde, sondern ein Mensch, wohl das Opfer »Apollons« vom Vorabend. Alexandra, die sich bereitwillig von Antenor küssen läßt, vertraut ihm jetzt, auch wenn er ihr nach wie vor nicht alles sagen will, was er weiß. Idaios und Charaxos suchen nach Melanthios, der beim Opfer nicht anwesend war. Alexandra und Antenor suchen ihn zunächst in Neros Villa, wo er aber schon wieder gegangen ist. Sie sehen ihn auf dem Kronos-Hügel, wo er sich mit jemandem unterhält.

Kronos-Hügel
Kronos-Hügel, rechts davon in der Ebene das Heiligtum von Olympia

26. Idaios will mit Charaxos weiter gegen Melanthios vorgehen. Er hat dazu mit dem Pentathleten Sosias eine Verabredung getroffen, der den Hellanodiken Melanthios bestechen soll. In der Nacht will Idaios eine Kiste im Heiligtum verstecken, die seinem Plan dienen soll, die Macht der Apollotempel auszudehnen. Dabei kommt es aber zum Kampf mit einem Unbekannten.

27. Am nächsten Morgen verrät Antenor Alexandra, daß er beim Kampf mit Idaios verletzt wurde. Sie versorgt die Wunde. Idaios läßt Melanthios von den Apollonpriestern vorladen, die ihn wegen seines Fehlens beim Opfer zwingen, eine Weide an sie abzutreten und sich zu demütigen. Antenor reist ab, mit einer Kiste, die Alexandra zuletzt bei ihrer Tante gesehen zu haben glaubt. Sie beobachtet, wie der Töpfer von zwei Männern verfolgt wird.

Im sechsten Jahr der 210. Olympiade: Asyl im Tempel

28. Jannina verrät Paidikos, daß er Glaukias’ Vater ist. Alexandra hat auf dem Weg zum Training einen Unfall: Ein Rad löst sich von ihrem Wagen; offenbar hat jemand (Paidikos?) ihn manipuliert. Alexandra findet heraus, daß Paidikos in Wirklichkeit der Sohn Janninas mit einem Unbekannten ist.

29. Antenor erreicht Baukis’ früheres Haus in Megalopolis, wo ihn der alte Verwalter schon erwartet, doch jetzt erkennt er seine beiden Verfolger. Im Getümmel tötet er einen und kann mit der Kiste aus Megalopolis entkommen. Er will jetzt zum Apollontempel von Bassai. Idaios bereitet mit Charaxos’ Hilfe eine Intrige gegen Melanthios vor. Charaxos bestellt Alexandra zu sich, um sie von der Teilnahme an den Spielen abzubringen, doch sie hält daran fest.

30. Melanthios wird wegen Bestechlichkeit aus seinen Ämtern ausgestroßen. Idaios tötet Sosias als lästigen Zeugen. Alexandra leidet stärker denn je unter Nachstellungen ihres Bruders und beschließt auf Rat von Chiron und der Haushälterin Melissa, bei Gaia in Olympia Asyl zu suchen. Vom Apollontempel in Bassai reist Antenor nach Olympia, wo er die Kiste im Zeustempel unterbringt.

31. Paidikos schafft es, von seinem Vater Vollmacht zu bekommen. Er läßt Melanthios von Philotis ablenken. Alexandra findet die Gaiapriesterin in Olympia gestorben vor, sucht auf Rat Antenors aber Zuflucht im Zeusheiligtum. Jannina hat Angst, daß Philotis noch ein Kind bekommt, das mit Paidikos und Glaukias um das Erbe konkurrieren würde.

32. Der jetzt als neuer Herr auftretende Paidikos bietet Charaxos an, dessen Sohn Psamenias mit seiner Schwester zu verheiraten, als deren Mitgift er das von Idaios verwaltete Erbe Baukis’ nennt. Idaios ist jetzt Bürger von Elis geworden und weist Charaxos an, dafür zu sorgen, daß Alexandra das Heiligtum von Olympia verläßt. Charaxos verlangt dafür die Zusicherung, Archon Eponymos zu bleiben.

33. Antenor bleibt bei Alexandra in Olympia, um sie zu beschützen. Während eines Opferschmauses durchsucht Alexandra die Zimmer der Priester, um die Apollonmaske zu suchen. Sie findet sie im Quartier des Idaios, der sie überrascht. Bevor er ihr etwas antun kann, rettet Antenor sie, der auf die Idee kommt, Alexandra bis zu den Spielen unter den Schutz Neros zu stellen, der seine neue Villa besichtigt. Alexandra erläutert in Vertretung ihres Vaters dem Kaiser die aufgestellten Statuen.

34. Philotis stirbt plötzlich, wohl vergiftet, wie Melissa der für die Trauerfeierlichkeiten angereisten Alexandra erzählt. Die beiden wollen Melanthios von ihrem Verdacht erzählen, daß Jannina die Herrin vergiftet hat, doch Melanthios will davon nichts wissen, weist Alexandra aus dem Haus und läßt Melissa verkaufen.

Im Jahr der 211. Olympiade: Die Spiele

35. Charaxos versichert seinem Sohn, daß er Alexandra als Konkurrentin beim Rennen nicht fürchten muß. Er berichtet Idaios, daß er Psamenias mit Alexandra verheiraten will, und erhält das versprochene Schreiben. Ein Orakel des Apollon fällt günstig für Psamenias aus. Idaios will von seinem Handlanger Dares die Schriftrolle wieder stehlen lassen, doch Charaxos hat sie versteckt.

36. Antenor erzählt Alexandra in Olympia, daß er sich im Auftrag von Baukis um sie kümmert. Als ihr Wagen zerstört wird, reisen die beiden aus Olympia ab, um in Elis, wo das Training für die Spiele beginnt, einen neuen zu kaufen. Sie finden einen ausgezeichneten Wagen aus Pylos, und mit Antenors Hilfe kann Alexandra ihr Gespann für den Wettkampf registrieren.

37. Alexandra unterhält sich gegen Antenors Willen mit dem Läufer Demylos, mit dem ihr Vater noch als Kampfrichter verhandelt hat. Antenor erkennt, daß Idaios einen Zusammenschluß der Apollontempel unter seiner Führung herbeiführen will. Alexandra trifft Melissa wieder, die von Idaios gekauft wurde.

38. Dares hat Antenor mit einer vorgetäuschten Entführung Alexandras in seine Gewalt gebracht und foltert ihn, um das Versteck der Kiste herauszufinden. Alexandra bemerkt das Verschwinden Antenors, den Idaios als zusätzliche Demütigung vergewaltigt. Melissa benachrichtigt Alexandra durch ein Sklavenmädchen, daß Antenor im Haus des Idaios gefangen ist. Gerade als Idaios Antenor kastrieren will, erscheint Alexandra mit Chiron und kann den Töpfer befreien. Sie bringen Antenor zur Heilung nach Olympia und kehren dann nach Elis zurück.

39. Psamenias gewinnt den ersten Vorlauf nur mit Hilfe seines Vaters, des Schiedsrichters. Aber im entscheidenden Lauf schlägt ihn Alexandra. Um seinen enttäuschten Sohn zu trösten, muß Charaxos ihm erzählen, daß er Alexandra heiraten und an ihrer Stelle in Olympia starten soll.

40. Die Athleten ziehen nach Olympia. Vor der Vereidigung besucht Alexandra Antenor und kümmert sich um die Versorgung seiner Wunden. Gerade noch rechtzeitig kann sie den Eid ablegen.

41. Als die Teilnahmeberechtigung der Athleten überprüft wird, erklärt Paidikos, daß seine Schwester nicht antreten kann, weil sie in wenigen Tagen Psamenios heiraten soll. Charaxos verkündet sofort ihren Ausschluß, aber die anderen Teilnehmer ahnen, daß es eine Intrige ist, um Psamenios das Startrecht zu verschaffen. Chiron erklärt vor den Schiedsrichtern, daß Paidikos kein Sohn des Melanthios ist und deshalb nicht als Alexandras Vormund handeln kann. Die Hellanodiken entscheiden sich dafür, Alexandra zuzulassen und Paidikos vom Wettkampf auszuschließen. Doch da beschuldigt Idaios Alexandra des Frevels, weil sie an den Lykäen als Mann verkleidet teilgenommen hat; die Menge fordert ihre Steinigung.

42. Im Stadion hat Nero sich für Alexandras Begnadigung ausgesprochen. Idaios will durch einen Auftritt in der Apollonmaske die Dinge noch einmal wenden, doch wird er diesmal als Betrüger enttarnt, und dann erscheint auch noch Antenor, von Chiron herbeigeholt. Er klagt Idaios an, die Altäre Gaias entweiht zu haben. Charaxos will Idaios beispringen, doch Alexandra weiß von der Abmachung zwischen den beiden, die Charaxos im Zeustempel deponiert hat. Die Hellanodiken schließen Idaios und Charaxos aus, und Alexandra und Antenor sollen am Abend bei Nero speisen. Gaia, die zusammen mit Pan Alexandra beigestanden hat, ist erschüttert über Apollons Machenschaften, die sich nicht nur gegen sie, sondern gegen alle anderen Götter richten.

43. Aber jetzt ist auch Zeus aufmerksam geworden und beschließt, die Angelegenheit zu übernehmen. Alexandra verfolgt als Zuschauerin, wie Nero im Rennen der Zehngespanne antritt und zum Sieger erklärt wird, obwohl er aus dem Wagen geschleudert wurde. Dann findet Alexandras Vorlauf statt, in dem sie trotz eines Gewitters siegt, nachdem sie die Nachricht bekommen hat, daß ihr Vater ihr das Gespann überschrieben hat. Das Unwitter hat die Bahn sehr schwierig gemacht, aber Alexandra gewinnt dank ihres Wagens auch im Endlauf und ist Siegerin.

Nach der Olympiade: Apollon

44. Idaios gibt sich noch nicht geschlagen. Der Apollonpriester Alkinoos plant, die Spiele für ungültig erklären zu lassen. Alexandra muß bis zum Schluß in Olympia bleiben, obwohl sie sehr beunruhigt ist. Alkinoos scheitert aber mit seinem Versuch, die Spiele zu annullieren.

45. Zum Abschluß der Spiele gewinnt Nero im neu eingeführten Gesangswettbewerb. Alexandra wird bei der Abschlußfeier zwar als Siegerin ausgerufen, aber ohne Nennung ihrer Heimatstadt. Beim abschließenden Bankett wollen die Apollonpriester sie nicht zulassen, aber Nero nimmt sie mit.

46. Beim Bankett beobachtet Alexandra, wie sich Apollonpriester aus ganz Griechenland sammeln. Am nächsten Tag will Antenor mit ihr zu den Priestern des Zeus und des Apollon gehen, doch zu seiner Bestürzung ist auch Idaios anwesend. Antenor klagt ihn vergeblich des mehrfachen Mordes an. Antenor und Alexandra erkennen, daß die Zeuspriester hoffen, am Machtgewinn Apollons teilzuhaben.

47. Alexandra will auf dem von Paidikos herabgewirtschafteten Gut für Ordnung sorgen. Jannina verrät, daß Idaios Paidikos’ Vater ist. Antenor kann Dares Melissa abkaufen und nimmt Paidikos gefangen. Melissa kann sich um Melanthios kümmern, den Jannina heimlich unter Drogen gesetzt hat. Antenor erzählt Alexandra, daß er Baukis’ Schatz für sie in Sicherheit gebracht hat. Sie macht ihm einen Heiratsantrag.

48. Auf dem Weg von Olympia nach Elis wird Idaios von einem Raubvogel angegriffen und geblendet. Alexandra erklärt ihrem wieder zur Besinnung gekommenen Vater, daß sie als Ausgleich für ihr veruntreutes Erbteil das Gut mit Antenor bewirtschaften wird. Der Rat von Elis bittet sie in die Stadt, wo sie als Olympiasiegerin gefeiert wird. Idaios’ Tod durch einen heiligen Habicht hat die Priester überzeugt, ihr Unrecht getan zu haben.

Epilog: Der Olymp

Gaia verjagt Apollon aus dem Olymp.

Anmerkungen

1. Robert K. Sherk: “The Eponymous Officials of Greek Cities”. In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 84 (1990), S. 233–234. [zurück]

2. Englische Übersetzung von Lukians Tod des Peregrinus: http://www.sacred-texts.com/cla/luc/wl4/wl420.htm. [zurück]

6. Januar 2008: Erste Veröffentlichung.